Lise Meitner – Das Leben einer Physikerin im Hintergrund

von Redaktion

Audiobuch widmet sich der Frau, die Nobelpreisträger Otto Hahn die Kernspaltung erklärt und selbst im Exil leben muss

Rosenheim – Nach einem Audiobuch über Bertha von Suttner hat der in Rosenheim geborene und in Wien lebende Künstler, Produzent und Autor Stefan Frankenberger sein zweites Audiobuch vorgelegt. Es ist betitelt mit „… Deine Lise“ und erzählt aus dem Leben der Physikerin Lise Meitner im Exil sowie ihr Mitwirken an der Entdeckung der Kernspaltung.

Tragische Figur

der Wissenschaft

48-mal ist Lise Meitner für den Nobelpreis vorgeschlagen worden, niemals hat sie ihn erhalten. Sie gilt als eine der tragischsten Figuren der Wissenschaftsgeschichte. 1878 wurde sie in Wien als Tochter einer jüdischen Familie geboren und wollte unbedingt studieren, am liebsten Mathematik. Es wurde dann doch Physik. Es war die große Zeit der Entdeckung der Radioaktivität, und Lise Meitner beschloss, nach dem Abschluss des Studiums und der Dissertation, sich ganz diesem neuen Fach zu widmen. Dazu ging sie nach Berlin zu Max Planck und lernte dort den Chemiker Otto Hahn kennen.

Die beiden bildeten ein ungemein erfolgreiches Zweierteam auf dem Gebiet der Strahlenforschung. Im Jahr 1922 wurde Lise Meitner Professorin und Leiterin einer eigenen radiophysikalischen Abteilung am Kaiser-Wilhelm-Institut. Die Radiophysik wurde zur Kernphysik, Meitner durfte als Österreicherin nach 1933 noch weiter arbeiten, doch nach dem „Anschluss“ Österreichs war auch dieser Schutz hinfällig. Sie musste fliehen, Otto Hahn unterstützte sie dabei. Über die Niederlande kam sie nach Schweden an das Nobel-Institut in Stockholm. Dort fühlte sie sich einsam und isoliert, zahllose Briefe waren der einzige Trost in dieser Zeit.

Otto Hahn fragte sie per Brief um Rat über merkwürdige Versuchsergebnisse, sie machte sich, zusammen mit ihrem Neffen Otto Frisch, während einer Schneewanderung Gedanken – und fand heraus, dass eine Kernspaltung die Lösung sein müsse, bei der eine unglaublich große Menge an Energie frei werde. Otto Hahn durfte Meitners Mittätigkeit an „seiner“ Entdeckung nicht preisgeben, um sich nicht als Mitwisser und Organisator ihrer Flucht zu entlarven. So blieb der gewichtige Anteil Lise Meitners an der Entdeckung der Kernspaltung öffentlich lange unbekannt, auch Otto Hahn, der 1946 nachträglich den Nobelpreis bekam, erwähnte Lise Meitner dabei nicht.

Musik illustriert

Seelenzustände

Die erste CD im Audiobuch setzt im Jahr 1938 ein, der Briefwechsel Meitner-Hahn wird von Elisabeth Orth und Paul Matié gelesen. In beider Stimmen zittern die Erregungen über die Entdeckungen intensiv nach, in der von Elisabeth Orth zusätzlich die ohnmächtige Resignation wegen ihres Exils in Schweden: „Man kann nicht vorwärtsschauen – und man darf nicht rückwärtsschauen“, klagt sie. Die zweite CD des Audiobuches beginnt im Jahr 1942 und endet – etwas unvermutet rasch – mit dem schmerzhaften Vorwurf an Heisenberg und Hahn, nichts gegen das NS-Regime getan zu haben: „Ihr habt nichts sehen wollen!“

Spontan entstandene, nicht „komponierte“ Musik mit wenigen Instrumenten in Arrangements von Stefan Frankenberger illustriert behutsam die Seelenzustände von Lise Meitner. Das insgesamt sehr informative 48-seitige Booklet enthält auch ein Interview von Stefan Frankenberger mit dem Physiker und Philosophen Herbert Pietschmann über die philosophischen Aspekte der Kernspaltung.

Nach Lise Meitners Tod, im Jahr 1968 in England, folgten ihr zu Ehren einige Namensgebungen: das chemische Element Meitnerium, der Asteroid 6999 sowie ein Krater auf der Venus wurden nach ihr benannt, sie wurde Mit-Namensgeberin für das Hahn-Meitner-Institut in Berlin, Im Ehrenhof der Berliner Humboldt-Universität steht zudem ein Meitner-Denkmal und in Unterhaching gibt es ein Lise-Meitner-Gymnasium.

„…Deine Lise. Die Physikerin Lise Meitner im Exil“. Ein Audiobuch von Stefan Frankenberger mit

zwei Audio-CDs, Spieldauer 1:37 Stunden. ISBN 978-3-86847-423-7.

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