Rosenheim – Die Freundschaft von Alfons Röckl und Gert Wimmer wurzelt auf der Liebe zur Kunst. Darum feiern sie ihren 80. Geburtstag zusammen im Rahmen einer Ausstellung. In der Kleinen Werkraumgalerie in der Rosenheimer Heilig-Geist-Straße 4 präsentieren sie bis zum 26. Oktober neue und alte Arbeiten aus ihrem jahrzehntelangen künstlerischen Schaffen.
Der Titel passt: Das Leben von Alfons Röckl und Gert Wimmer ist „Bilderreich“. Ihre Ausstellung ist auch eine Reise durch ihr Leben, ermöglicht den Blick zurück und auch nach vorn.
Alfons Röckl ist gelernter Schriftsetzer. Seine künstlerische Karriere begann vor 25 Jahren. Vom Wort über das Theater kam er schließlich zur bildnerischen Kunst. „Von der Seele über den Kopf durch die Hand“ so beschreibt er gern sein Schaffen. Vom Gegenständlichen entwickelte sich der Autodidakt mit den Jahren hin zum Abstrakten. Röckl gehört schon lange zu den ernstzunehmenden Künstlern der Region. Seine Techniken sind vielfältig. Es sind aquarellierte Zeichnungen, pastose Acrylbilder, verwaschene Gouachen und vielerlei Mischtechniken.
Tod und Leben beschäftigten den Künstler schon immer. Ausdruck dafür sind in der aktuellen Ausstellung die zwei Bilder mit den Raben – sie gelten im Volksmund als böses Omen. Den meisten Bildern von Alfons Röckl haftet aber nichts düsteres oder beklemmendes an. Selbst das Werk, das nach dem Tod seines Sohnes im Jahr 1999 entstanden ist, strahlt noch etwas Tröstliches aus.
Alfons Röckl ist ein Künstler der tiefgründigen Botschaft. Gerne baut er aber auch Stationen seines eigenen Lebens in seine Werke mit ein. Beispielsweise findet man bei seinem mittelformatigen Gemälde „Letteratur“, eingebettet in Farbe, Buchstaben, die durch ihre leichte Erhöhung und dem damit verbundenen Spiel von Licht und Schatten eine ganz eigene Dynamik erzeugen – eine Erinnerung an seine Zeit als Schriftsetzer.
Es gibt aber bei Röckl auch eine ganze Reihe von klein-, mittel- und großformatigen Werken, die nicht vom realen Leben erzählen, sondern Märchen und Mythen spiegeln. Woher die Inspiration dafür kommt, wird klar beim Betreten des kleinen „Röckl-Kammerls“, dass der Künstler zum ersten Mal für eine Ausstellung mitnutzt. Von einem alten Gemälde lächelt Röckls Großmutter die Besucher freundlich und milde an. „Sie konnte so gut Geschichten erzählen“, erinnert sich der Künstler.
Auch Gert Wimmer erzählt mit seiner Kunst Geschichten, am liebsten die von Dingen, die achtlos weggeworfen und entsorgt wurden. Wimmer haucht ihnen ein zweites Leben ein, indem er sie in seinen „Guckkästen“ zur Schau stellt und die Betrachter sowohl durch die Zusammenstellung als auch über die hintersinnigen Titel zum Mit- und Nachdenken animiert.
Wimmer ist Architekt. Diese Tätigkeit schulte seinen Blick für das exakte Hinschauen und Erfassen, aber auch zum „durchschauen“. Außerdem „ist man als Architekt von Studienzeiten an mit Zeichnen, Form, Proportion, Material, Farbe und Gestaltungsfragen befasst“, so der 80-Jährige bei der gut besuchten Vernissage. Seine freie Zeit widmet Wimmer darum bereits seit über 50 Jahren dem grafischen Gestalten mit Zeichnung, Akt, Radierung und Aquarell und seit über 30 Jahren eben auch seinen Schau- oder „Guckkästen“.
Gert Wimmer hat zur Geburtstagsausstellung ebenfalls Werke aus seiner gesamten, künstlerischen Laufbahn beigesteuert. Für den kleinen Geldbeutel gibt es von ihm eine Reihe kleinformatiger Grafikdrucke. Außerdem stellt er eine ganze Reihe von mittel- und großformatigen Bildern aus. Das Hauptaugenmerk liegt bei ihm aber klar auf den „Guckkästen“, die er allesamt aus ausrangierten Schubläden anfertigt. Sie ziehen den Betrachter sofort beim Betreten der Ausstellung in ihren Bann. Fasziniert bleibt man davor stehen und erfasst zuerst die vielen kleinen Details, bevor man sich dann Gedanken darüber macht, welche Botschaft der Künstler damit vermitteln will.
Konservierte
Zeit
Auch Wimmers „Guckkästen“ „konservieren“ Zeit. Durch das, was in den vergangenen 30 Jahren in ihnen platziert wurde, sieht man, wie sich die Welt verändert hat – seit einigen Jahren kommen vermehrt Platinen und andere Arten von Elektroschrott zum Einsatz.
Müde oder gar der Kunst überdrüssig sind Alfons Röckl und Gert Wimmer noch lange nicht. Alfons Röckl plant schon die nächste größere Feier: 2019 wird seine Kleine Werkraumgalerie 20 Jahre alt. Sie hat schon vielen bekannten und auch neuen Talenten eine Plattform geboten. „Der Weg war oft steinig. Aber er hat sich gelohnt“, lautet das Fazit von Alfons Röckl. Sein Freund Gert Wimmer stimmt ihm zu.