Verschollenes ans Licht geholt

von Redaktion

Sonderausstellung im Museum Wasserburg zeigt Arbeiten von Ludwig Weninger

Wasserburg – Porträts, Akte, Stadt- und Landschaftsbilder aus der Zeit der Weimarer Republik bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges zeigt das städtische Museum in einer Sonderausstellung. Sie ist dem Maler Ludwig Weninger gewidmet. Ein halbes Jahrhundert lang galten seine Arbeiten als verschollen, bis sie ein Zufallsfund wieder ans Licht brachte.

Geboren wurde Ludwig Weninger 1904 im mittelfränkischen Gunzenhausen. Schon als Jugendlicher zeigte er beim Malen und Zeichnen großes Talent. Weninger studierte zunächst Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte. Nach einem Italienaufenthalt wandte er sich dann ganz der Malerei zu. Er besuchte ab 1925 die „Schule für Bildende Kunst Hans Hofmann“ in München, eine der ersten Schulen für moderne Kunst. Von 1927 bis 1929 war Weninger als Maler und Bühnenbildner an der Bayerischen Landesbühne tätig. Schließlich erhielt er 1932 eine Assistentenstelle bei Hans Hofmann, allerdings nur für kurze Zeit. Hofmann, der während einer USA-Reise vom Erfolg der NSDAP bei der Reichspräsidentenwahl erfahren hatte, blieb in Amerika. Ein Jahr nach der Machtergreifung wurde die Schule dann im Herbst 1934 geschlossen.

Weninger selbst verließ München und zog mit seinen Eltern nach Wasserburg, woher auch seine Mutter stammte. Er war als Kunstmaler weiter aktiv. Allerdings blieb ihm der große Ruhm verwehrt, da sein Kunststil während der NS-Zeit als „entartet“ galt. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Kurz vor Kriegsende fiel er im April 1945 in Gaibach in Mittelfranken, wo er auch begraben wurde. Zeitzeugen berichteten, dass Ludwig Weninger auf der Flucht vor den anrückenden US-Truppen von einem amerikanischen Soldaten erschossen wurde.

Man glaubte, Weningers Arbeiten seien während des Krieges zerstört worden oder verlorengegangen. Doch ein Großteil wurde eingelagert und im Lauf der Zeit einfach vergessen. 1994 kamen die Werke ans Tageslicht. Bei der Sanierung eines Bürgerhauses wurden auf einem Dachboden zahlreiche Porträts, Akte, Stadt- und Landschaftsansichten sowie Skizzen und Bleistiftstudien entdeckt. Anhand des Spektrums der Arbeiten über zwei Jahrzehnte lässt sich auch die künstlerische Entwicklung des Künstlers verfolgen. Zudem haben Wasserburg und Umgebung bei der Wahl seiner Motive einen tiefen Eindruck hinterlassen. Er fertigte Skizzen der Stadt, die er dann in Öl umsetzte. Deshalb ist Weninger zu Recht auch als Wasserburger Maler der Vergangenheit zu würdigen.

Neue Sachlichkeit, Expressionismus und Einflüsse des Kubismus bilden die tragenden Stilelemente in Ludwig Weningers künstlerischem Vermächtnis. Damit vertrat er auch die vorherrschende Kunstrichtung der Weimarer Republik. Neben einer Rückbesinnung auf die Welt des Sichtbaren tragen viele seiner Arbeiten postexpressionistische Züge. Zudem bediente sich Weninger immer wieder einer kubistischen Formensprache, in der sich organische Materie in geometrische Figuren auflöst. Sein Malstil wurde offenkundig durch die künstlerische Avantgarde der Zeit um 1900 geprägt. Häufig sind die Sujets auf wenige, markante und gelegentlich holzschnittartige Formen reduziert. Auch die Stadt- und Landschaftsbilder beeindrucken durch eine Vereinfachung der Formen, ohne dass der charakteristische Wiedererkennungswert dabei verloren geht.

Die Ausstellung „Ludwig Weninger“ im Museum Wasserburg ist bis 6. Januar 2019 zu sehen. Geöffnet ist sie Dienstag bis Sonntag, jeweils von 13 bis 16 Uhr. Infos unter www.museum.wasserburg.de.

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