Rosenheim/Oberaudorf – Auch im 13. Jahr hat das Rosenheimer Adventssingen nichts von seiner Faszination verloren. Im Gespräch mit Hans Berger zeigt sich warum: Der Musiker und Komponist vermittelt das weihnachtliche Geschehen nicht laut tönend, sondern leise und sanft – und setzt damit einen Kontrapunkt zum „Christmas“-Trubel.
Herr Berger, auch das 13. Rosenheimer Adventssingen verspricht besondere Stunden. Was erwartet die Zuhörer in diesem Jahr?
Im Zentrum stehen der Weihnachtsfestkreis von Advent bis Maria Lichtmess und die Weihnachtslegende von Ludwig Thoma über die „Heilige Nacht“. Ich habe mich in der Vorbereitung von besonderen Textpassagen leiten lassen, bei denen es um den heiligen Josef, den „lüftigen“ Handwerksburschen geht, der „beim Herrgott was guad hat“ und den Engel, der den Hirten die Frohe Botschaft verkündet.
Warum spricht Sie gerade der „lüftige Bua auf da Roas“ so an, wie das Lied heißt?
Im Text heißt es, er hat wohl keinen Pfennig und ist doch der Reichste. Das ist doch eine großartige Erkenntnis – gerade in unserer Zeit, in der Reichtum doch vielen alles zu sein scheint.
Ist es nicht erstaunlich, dass sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, das Adventssingen aber immer noch ungebrochen begeistert?
Ich versuche, die Menschen mitzunehmen, ihr Herz zu berühren, sie mitzunehmen hinein in dieses so wunderbare Geschehen – mit eingängigen Liedern für Sologesang und Chor, mit Bildern von Antonia Wutz, die ansprechen, mit einem szenischen Spiel, das mitreißt. Die Nachwuchsförderung ist mir ein besonderes Anliegen, hier will ich die Hirtenkinder, den Kinderchor von Birgit Sporer und eine junge Bläsergruppe hervorheben. Glauben ist vor allem eine Herzenssache.
Berührt zeigen sich die Zuhörer meist vom Lied „Stille Nacht“, das in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiert. Warum haben Sie sich zu einer besonders schlichten Interpretation entschieden?
Diese einstimmige Umsetzung soll es dem Publikum ermöglichen, mitzusingen. Das ist Teil meines neuen Projekts: Ich will künftig das Publikum in meine Konzerte mit einbeziehen. Bei meiner neuen Kinder- und Jugendmesse, die übrigens in diesen Tagen als CD herauskommt, habe ich das schon umgesetzt. Das war für alle ein großes Erlebnis. Daran arbeitete ich momentan. Deshalb werden auch beim Adventssingen in Rosenheim die Konzertbesucher zu Mitwirkenden.
Und welche Textzeile spricht Sie persönlich am meisten an?
„Und geht’s in d’Mettn, ös Leut, na roats enk de Gschicht a wenig z’amm! Und fragts eng, ob des nix bedeut‘, daß’s Christkind bloß Arme gseng ham.“ Nur die Armen haben das Christkind gesehen. Das sollte uns nachdenklich stimmen…
Interview: Eva-Maria Gruber