Neubeuern – Nicht in Rosenheim präsentierten die „Neurosenheimer“ ihre neueste CD, sondern in Neubeuern, in der gespickt vollen Auer‘s Livebühne. Und interessanterweise outeten sich bei einer der Kennenlernfragen gefühlte 90 Prozent der Zuhörer als Dorfkinder: Nur eine der „Neurosenheimer“, nämlich Kathrin Stadler, ist eine echte Rosenheimerin, die übrigen drei kommen auch vom Dorf: Katrin Zellner aus Niederbayern, Marita Gschwandtner und Tobias Hegemann aus Erling bei Andechs. So konnten sich die Neurosenheimer in Neubeuern wie zu Hause fühlen, von der Kindheit auf dem Dorf und von ihren bayerischen Neurosen singen.
Die Stimmung war von Beginn an gut, die Zuhörer sangen fleißig mit, wenn sie aufgefordert wurden, es herrschte einige Innigkeit zwischen den „Neurosenheimern“ und Publikum.
Das wie immer reichhaltige Instrumentarium ist jüngst durch eine Shruti-Box ergänzt, eine indische Schwester der bayerischen Ziach, die schon die Beatles in Indien entdeckt hatten. Sie passt gut als Grundlage für den „Shrutibox-Jodler“ und gut zur Nasenflöte, zum Waschbrett, den zahlreichen Melodikas und den übrigen Blasinstrumenten, die alle durch die von Tobi gespielte gemütliche Tuba grundiert werden.
Wieder sind es Lieder aus dem Leben und für das Leben im bairischen Dialekt, oft als musikalische Lebensregeln: „Nur ned hudln!“ ist die CD auch betitelt, ein Lied heißt „Tankstell fürs Lebm“ – und als Tankstelle für das Leben kann man die gesamte CD ansehen. „Da Gherad“ besingt das ständige Aufräumenmüssen, „Tante Ilse“ zeigt, wie man mit der „Nur-net-hudln“-Devise 109 Jahre alt werden kann, „So genau wollt i des gar net wissen“ thematisiert, wie man ungefragt ganz private Geheimnisse mitgeteilt bekommt, das Lied „TKEV Erdäpflbratl“ beschreibt ein deftiges niederbayerisches Gericht und fordert die Gründung eines „Traditionskocherhaltungsvereins“ und ist mit einem Koch-Jodler garniert, abgekürzt ein „Kochler“.
In einem Lied wundern sich der Sepp vom Samerberg und der Flüchtling namens Salami im Dreivierteltakt und dann im afrikanisch angehauchten Trommelrhythmus einträchtig übereinander und sind sich darin einig: „As Lebm is net schwarz und a ned weiß!“ Eine Einsicht, die als Treibstoff der Tankstelle für das Leben gelten kann.