Rosenheim – Mit einem schlichten „Schee, dassds do seids“ begrüßte Herbert Pixner die rund 1300 Gäste im ausverkauften Kultur- und Kongress-Zentrum – es war der Auftakt zu einem fulminanten Konzert. Begleitet von seiner Schwester Heidi an der Harfe, dem Gitarristen Manuel Randi und dem Bassisten Herbert Unterlechner bot Pixner eine furiose Tour quer durch die unterschiedlichsten Musikstile. Doch egal was er anfasst: Seine Musik klingt immer nach Pixner, hat sich doch der Südtiroler Musiker seinen ureigenen Sound geschaffen.
„Electrifying“, so lautet der Titel der aktuellen Tour, auf der Pixner etliche Songs der neuen CD vorstellt: „Lost Elysion“ ist ein Konzeptalbum, in dem sich der Südtiroler auf die Suche nach dem verlorenen Paradies begibt. Und so klingen die Stücke auch: Härter, düsterer, mit E-Gitarre und Effekten.
Doch keine Angst: Im ersten Teil waren vor allem „Klassicker“ zu hören, wie Pixner die Stücke anmoderierte. Bei „Tango to go“ glänzte Randi mit einem Flamenco-Intro, „Morgenrot“ beschreibt musikalisch einen Sonnenuntergang in den Bergen – schöner als man es in Worte fassen könnte. Heiter kam die Melodie von „Gernstl unterwegs“, „Antoni-Schnee“ beschreibt einen Wintereinbruch in den Bergen im Juni – Musik zum Davonschweben, klug arrangiert und virtuos gespielt.
Wunderschön? Ja. Kitschig? Nie. Denn wenn die Klangwelten zu meditativ werden, erden wieder die volksmusikalischen Töne. Wenn die Musik zu sehr zum Träumen verleitet, kommt die grausige Geschichte der Sennertutschi, die sich drei Sennerburschen aus Besen, Lumpen und Stroh basteln, die lebendig wird und an der sich die drei den ganzen Sommer über vergehen, bis die Sennertutschi zum Almabtrieb blutige Rache nimmt – dunkel dräut da die Steirsche. Gleich darauf wird es wieder heiter, wenn sie das Stück „Anna“ spielen, das Pixner seiner Tochter zum sechsten Geburtstag geschrieben hat: „So sehr gfreid hod se se ned“, meint Pixner da nur lakonisch.
Überhaupt die Moderationen von Herbert Pixner. Fast schüchtern wirkt er da, wenn er ebenso spitzbübisch wie selbstironisch die Stücke ansagt. Wenn er nach der frenetisch erklatschten ersten Zugabe schlicht meint: „Das Stückl hättn wir eh gspielt.“
Ständig im musikalischen Dialog ist Pixners Steirische mit Randis Gitarren. Zwischendurch greift Pixner zu Trompete, Klarinette, Saxofon oder Flügelhorn, um ihnen sanfte Töne zu entlocken. Randi glänzt auf seinen Saitenwanderungen zwischen Flamenco und Heavy-Metal. Heidi Pixner entlockt ihrer Harfe sphärische Klangkaskaden und schafft bei einer Blues-Nummer das Kunststück, ihre Harfe dreckig klingen zu lassen. Und zu all dem zupft und klopft Herbert Unterlechner stoisch seinen Bass und liefert den rhythmischen Unterbau.
Wunderbar, was Pixner aus dem Zwiefachen „Unsa oide Kath“ macht, das der Südtiroler in seiner Version „Dirty Kathy“ nennt. Was als Volksmusikstück – wenn auch wesentlich druckvoller als die Vorlage – beginnt, endet in einer Heavy-Metal-Nummer à la Deep Purple: Manuel Randi lässt die E-Gitarre singen, Pixner die Steirische jaulen. Auch die „Toccata From Another World“ endet in einem bombastischen Soundgewitter, das einer Heavy-Metal-Band alle Ehre gemacht hätte.
Doch obwohl bei den neuen Stücken Verstärker und Effekte eingesetzt werden im Versuch, die Grenzen der Pixner’schen Volksmusik auszuloten – überschritten wird diese Grenze nie. Pixner bleibt sich immer treu. Auch wenn die Stücke vielleicht nicht mehr auf der Alm oder auf dem Berg entstanden sind, sondern im Studio, es ist und bleibt: „The best handcraftet music from the Alps“.