Furiose Klangwirbel

von Redaktion

Saitensprünge „Violons Barbares“ mit Pferdekopfgeige und Gadulka

Bad Aibling – Eine eigenwillige Instrumentierung fand sich da auf der Bühne beim Bad Aiblinger Gitarrenfestival „Saitensprünge“: Im Zentrum war bereits ein großes Schlagzeug aufgebaut, als die drei Musiker erschienen. Der Franzose Fabien Guyot enterte sein Schlagwerk, hinzu kamen Dimitar Gougov aus Bulgarien mit seiner Gadulka, einem Instrument mit 13 Saiten, von denen aber lediglich drei gestrichen werden, während die restlichen zehn als Resonanzsaiten den Klang verstärken. Dritter im Bunde war der in der Mongolei aufgewachsene Dandarvaanchig Enkhjargal mit seiner „Moorin Khuur“, der Pferdekopfgeige.

Von Beginn an nahmen die drei die Hörer mit auf eine faszinierende Klangreise mit treibenden, mitreißenden Rhythmen. Der Auftakt auf den gestrichenen Saiten geriet noch sehnsuchtsvoll schmachtend, aber schnell stieg Guyot mit seinem Schlagzeug voll ein, die Beats im Dancefloorstil fuhren sofort in die Beine. Auch das folgende Stück mit dem launigen Titel „Birnenschnaps“ hatte es in sich, in einer Tanzpolka ging es ums Trinken und Tanzen. Unisono riefen die Musiker ein gut gelauntes „Nastrowje“ in den Raum.

Gougov moderierte charmant durch das Programm, erklärte seine selten gehörte Gadulka und erntete immer wieder Lacher für bairische Einlagen wie „Geh ma“ oder „host mi“, als der Gong vom Schlagwerk eine eindrucksvolle Vokalpassage einleitete.

Enkhjargal ließ seinen durchdringenden Kehlkopfgesang erklingen, mit sehr tiefen, geheimnisvollen Tönen, mit einer großen meditativen Kraft und mit sakralem Charakter. Weite Landschaften assoziierte man bei der Komposition „Wicked“ von Fabien Guyot, die er selbst mit seiner Stimme einleitete.

Der Auftritt entwickelte sich höchst abwechslungsreich. Ruhige Liebeslieder und Balladen wechselten mit rasanten, temporeichen Steppenritten voller Energie. Das Zusammenspiel des Trios war filigran eingespielt: Rhythmus- und Tempi-Wechsel, kurze Vokalsoli und A-cappella-Passagen in komplexen Kompositionen überzeugten durch ihre Virtuosität und rissen das Publikum hin und mit. Man ließ sich auch nicht lange bitten, als Gougov zum Aufstehen aufforderte und tanzte Finger schnippend mit zu den treibenden Rhythmen von Pferdekopfgeige, Percussion und Gadulka. „Strawinskij lost in the desert“, wieder ein Stück Guyots, entführte in die Klangwelten des arabischen Raums und zeigte, dass sich Guyot intensiv mit der Musik Marokkos befasst hatte.

Frech und frühlingshaft-locker geriet der „Spring Punk“, bei dem die Musiker abermals das Tempo steigerten. Der Saal war aus dem Häuschen. Das begeisterte Publikum gab der Band mit reichlichem Applaus die verdiente Anerkennung und erklatschte sich gleich mehrere hochunterhaltsame Zugaben.

Der sehr internationale Konzertkalender von Violons Barbares verrät den nächsten „bayerischen“ Termin der Band mit einem Auftritt beim Bardentreffen in Nürnberg im kommenden Jahr. Gleich mal vormerken !

Artikel 8 von 11