Neubeuern – Das Vogler Quartett behält man noch lange in Erinnerung. Kaum ein Streichquartettensemble spielt derart homogen, sensibel und technisch perfekt, als würde nur ein einziges Instrument erklingen. Im Schlosssaal von Neubeuern brachten Tim Vogler und Frank Reinecke (Violine), Stefan Fehlandt (Viola) und Stephan Forck (Violoncello) Werke von Haydn, Bartok und Brahms zu Gehör.
Bereits den jagenden Rhythmus des Kopfsatzes von Haydns sogenanntem „Reiterquartett“ in g-Moll op. 74 Nr. interpretierte das Vogler Quartett mit einer hinreißenden Dynamik. Das Cello mit seinem warmen, samtenen Klang kontrastierte immer wieder zu stürmischen Violinpassagen. Schön anzuhören waren die wiegenden Rhythmen des ungewöhnlich vielgestaltigen Hauptthemas. Das ruhige, andachtsvolle Allegro assai entfachte einen Kosmos melodischer Einfälle und zarter Figurationen, die das Vogler Quartett souverän erklingen ließ. Nach dem freundlichen, eher schlichten Menuett folgte ein farbiges, fröhlich beschwingtes Finale, das vom Publikum begeistert beklatscht wurde.
Das Streichquartett Nr. 1 op. 7 von Bela Bartok bildete zur vollendeten Harmonie Haydns einen deutlichen Gegensatz. Die drei Sätze dieses intimen Dramas werden aus dem Lento entwickelt. Die vier Musiker spielten diese mal elegisch- ernst, mal ekstatisch und aufwühlend wirkenden Sätze virtuos brillant. Häufig schien die Musik wie von elektrischen Impulsen angetrieben, erklangen hohe, dünne und lang gezogene, dann wieder unruhig flimmernde Töne, deren bizarre Wirkung die bewusst gesetzten Pausen noch verstärkten. Eine erkennbare Melodik wiesen die volksliedhaften Zitate im letzten Satz auf.
Da war das a-Moll Quartett op. 51 Nr. 2 von Brahms nach dem faszinierenden, aber große Konzentration erfordernden Bartok Balsam für die Seele. Schon im Allegro non troppo stand das Vogler Quartett in einem betörenden harmonischen Dialog. Die Gelöstheit der Form dieses Satzes verband sich mit einer gleichsam schwebenden Ausdruckshaltung der Musik.
Das zunächst elegisch wirkende, dann czardas-mäßig anmutende Andante moderato mit den farbigen Tremoli der Mittelstimmen, das melancholische Menuett und das rhythmische Finale mit seinen ungarischen und wienerischen Anklängen spielten die Musiker mit feuriger Leidenschaft und Temperament. Als Dank für den anhaltenden Beifall durften sich die Hörer noch an einem kurzen Satz aus dem ersten Streichquartett von Erwin Schulhoff erfreuen.