Sängerknaben außer Rand und Band

von Redaktion

„The 12 Tenors“ rockten zum wiederholten Mal das Rosenheimer Kuko

Rosenheim – Die drei Tenöre damals im Jahre 1990 wussten nicht, was sie mit ihrer Idee anrichten: Seit über zehn Jahren tourt die Vierfach-Multiplikation dieser Idee als singendes Dutzend durch die Welt: „The 12 Tenors“, die aus Deutschland, Italien, Kolumbien, Australien und vor allem Großbritannien stammen und nun zum wiederholten Male im Rosenheimer Kultur- und-Kongresss-Zentrum gastierten, das auch voll von Fans war.

„Ein Tenor muss nicht nur Oper singen!“, wird der Tourdirektor im Programmheft zitiert. Sie sollten es gar nicht tun. Denn ein zwölffaches, verrocktes und musikalisch zermatschtes „Nessun dorma“ oder „Libiamo“ oder „La Donna e mobile“ produziert keinen musikalischen Mehrwert, sondern vermindert die Potenz dieser Opernarien auf ein Zwölftel. Und auch der scheint’s unvermeidliche grüne Kaktus sticht dann nicht mehr.

Ihr besonderes Potenzial können diese Sängerknaben aus aller Welt besser in den gefühlvollen Pop-Balladen und in den Rock-Medleys entfalten. Jeder kann hervorragend singen, jeder hat eine ganz eigene Klangfärbung, jeder hat ein ganz eigenes Temperament und ganz eigenen Charme.

Beim Beatles-Medley merkte man: Das ist ihre Musik, da sind sie daheim, besonders die Boys aus England. Gesteigert wurde die Tanzlust noch im Twist/Rock-‘n‘-Roll-Medley und schließlich im „Queen“- Medley. Die vielen Lichtwechsel samt Bühneneinnebelung machten alles noch farbiger, die ausgefeilte Choreografie noch lebendiger.

Außer Rand und Band gerieten dann alle im abschließenden Michael-Jackson- und erst recht im Rock-Medley. In den Zugaben wagten sie sogar leichte Andeutungen eines Striptease – zum johlenden Vergnügen vor allem der zahlreichen weiblichen Zuhörer. Wenn da der deutsche Sänger Alexander Herzog, ein ehemaliger Windsbacher Knabenchorist und jetzige Anheizer-Ulknudel, die Hosenträger abstreift, hat das wegen seiner Leibesfülle, mit der er aber herumhüpft wie ein Flummi-Ball, seinen eigenen Humor.

Ruhiger, dafür schöner, ist der einzige italienische Tenor Julian Dionne, der mit Bart und langen Haaren ausschaut wie ein Renaissance-Jüngling und der mit schmelzend-weichem und geradezu sinnlich-wohliger Tenorstimme singt.

Mit am überzeugendsten waren die Pop-Balladen, etwa „Music was my first love“, das Motto der zwölf, oder „Angels“ von Robbie Williams, das die zwölf als Zeichen ihrer Unterstützung der Deutschen Kinderhospizstiftung sangen, und ganz besonders „My Way“, in dem mehrere Sänger ihrer Art zu singen und damit zu leben musikalisch Ausdruck verliehen.

Wer jetzt neugierig geworden ist: Man kann bereits Karten kaufen für den nächsten Auftritt von „The 12 Tenors“ am 29. Januar 2020!

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