Faszinierende Ausdruckskraft

von Redaktion

Pianist Herbert Schuch eröffnete Beethoven-Zyklus im Kleinen Kursaal von Bad Aibling

Bad Aibling – Wenn Herbert Schuch in der Region auftritt, sind die Konzertsäle voll besetzt. So auch im Kleinen Kursaal von Bad Aibling, wo der populäre, in Rosenheim aufgewachsene Pianist den Auftakt zur diesjährigen Klassikreihe mit dem ersten Teil eines Beethovenzyklus begann. Schuch spielte neben den drei frühen, noch von Haydn inspirierten Klaviersonaten Beethovens berühmte „Appassionata“ in f-Moll op.57.

Mit seiner brillanten und einfühlsamen Interpretation der vier Klaviersonaten versetzte Schuch das Publikum gleichsam in einen Beethovenrausch. Bereits in der von dunkler Leidenschaft geprägten f-Moll Sonate op. 2/1 bannte der Pianist die Hörer mit einem makellosen, ausdrucksstarken Spiel. Stets hochkonzentriert und ganz in die Musik versunken, die er oft mit geschlossenen Augen und kreisenden Bewegungen des Oberkörpers nachempfand, spielte Schuch das dramatische und spannungsvolle Allegro mit seinem staccato aufsteigenden so genannten „Raketenthema“.

Ruhig und zauberhaft lyrisch dahinfließend erklang das Adagio, beruhigend das Menuett, das der Pianist mit harmonischem Gleichmaß und bewusst gesetzten Pausen zu Gehör brachte. Das abschließende Prestissimo bestach hingegen durch wilde Leidenschaft und harte, düstere Akkorde.

Die zweite Sonate steht ganz im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin in lichtem A-Dur. Im heiteren Allegro vivace betörte der Pianist mit einem klaren, kristallenen Ton. Den oft abrupten Wechsel von kraftvollstem Fortissimo zu zartestem Pianissimo spielte Schuch mit traumwandlerischer Sicherheit, das sakral anmutende Largo appassionato tief nachempfunden, das Allegretto mit schwereloser Leichtigkeit. Lichte Lyrismen und melodische Helligkeit kennzeichneten das abschließende Rondo, das Schuch rhythmisch graziös erklingen ließ.

Die auf virtuose Wirkung angelegte dritte Sonate in C-Dur besticht im ausladenden ersten Satz durch eine Aneinanderreihung mannigfaltiger Gedanken, die Schuch mühelos in Töne umsetzte und effektvoll abschloss. Mit sinnendem Ausdruck spielte Herbert Schuch das Adagio, ein elegischer Gesang, der die Hörer augenblicklich verzauberte.

Nach dem Scherzo kam im Allegro assai, das der Pianist mit ungestümem Temperament, brillanten Trillern und kräftigen Akkordschlägen interpretierte, noch einmal der Beethovensche Furor zur Geltung.

Mit der „Appassionata“ in f-Moll op. 57 beschloss Herbert Schuch den Abend. Der Pianist lotete in diesem düsteren Werk den ganzen Klangkosmos Beethovens aus. Schuchs offensichtliche Sympathie mit dem wild Naturhaften und seine leidenschaftliche Hingabe an die majestätische Wucht der Komposition faszinierten die Hörer. Da erklang im Allegro assai nach leisen, dahingehauchten Tönen wildes Akkordgehämmer, da lösten sich sanft geschwungene Melodiebögen von Dur in Moll wie durch Geisterhand auf und folgte in der Coda noch einmal eine ungeheure musikalische Steigerung. Feierlich wie einen Marsch und sanft entrückt spielte Schuch das Adagio, in einer wilden Raserei gipfelte schließlich das grandiose Allegro ma non troppo, das er mit virtuoser Kraft zu Gehör brachte.

Für den stürmischen Beifall des Publikums bedankte sich Schuch noch mit dem zweiten Intermezzo op. 117 von Johannes Brahms, das die von Beethoven aufgewühlten Gemüter des Publikums wieder beruhigte.

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