Traunstein – Scheinbar schnell überschaubar und doch voller Brisanz: Rein äußerlich gesehen wirkt die noch bis Sonntag (24. Februar) gezeigte Ausstellung von Helmut Mühlbacher und der Theaterwerkstatt Traunstein in der Alten Wache im Traunsteiner Rathaus etwas lapidar: drei im Rechteck auf einem Teppich aufgestellte Leinwände für Diaprojektionen samt einem großen Fernseher und in der Mitte ein Drehstuhl. Dazu kommt als zweites Element etwas abseits eine Hörstation mit Kopfhörern.
Schichtweise und langsam treten die verstörenden, provozierenden und nachdenklichen Zusammenhänge zutage, je tiefer und länger man sich auf die Kunstinstallation einlässt. Sowohl Mühlbacher wie auch die Theaterwerkstatt sind 2017 für zwei Projekte von der Stadt, dem Landkreis und dem Kunstverein Traunstein mit dem Roten Reiter Preis für bildende Kunst ausgezeichnet worden. Für die aktuelle Ausstellung „Aquarius“ haben sie zwei für sich stehende Konzeptansätze trefflich miteinander ver-bunden.
Die offensichtliche Manipulation von Bildern, Fak-ten und Äußerungen macht Mechanismen deutlich und hinterfragt, wie wir Wirklichkeit wahrnehmen. Sie provoziert zugleich die Empörung des Betrachters zwischen Zustimmung und wütender Ablehnung. Nur Sekundenbruchteile lang sichtbar, setzen dazwischen KZ-Bilder Kontrapunkte des Grauens, des Innehaltens und der Warnung vor künftigen „Sündenbock-Entwicklungen“. Die Flüchtlingspolitik ist damit nur ein Symptom und Ausdruck wachsender Kulturlosigkeit.
Nicht weniger aufschlussreich macht die Audioin-stallation unter Mithilfe von Buchautor Norbert Niemann und Mitgliedern der Theaterwerkstatt deutlich, wie ein permanentes politisches Krisenmanagement als Unterhaltung (im doppelten Wortsinn) die großen Projekte der Moderne – Demokratie, Aufklärung und Humanismus – von der politi-schen Bühne suspendiert.
Die Ausstellung ist am Donnerstag und Freitag (15 bis 19 Uhr) sowie am Samstag und Sonntag von (10 bis 17 Uhr) geöffnet.Axel Effner