Orte und Mundart

von Redaktion

Ausflug in die Aussprache von Ortsnamen

Bad Feilnbach – Am gestrigen Tag der Muttersprache wurde in vielen Medien der identitätsstiftende Wert der Mundart hervorgehoben. Die OVB-Ortsnamenserie möchte hierzu ebenfalls einen positiven, da integrationsfördernden, Aspekt hervorheben: Die Bedeutung der örtlichen Aussprache des Namens derjenigen Ortschaft, in der ein Zuwanderer wohnhaft geworden ist.

Nehmen wir als Testfall für unsere Region den Weiler Altofing in der Gemeinde Bad Feilnbach. Gibt es Zuzügler, die nicht das o im Ortsnamen betonen? Liegt es etwa an einer Eigenart norddeutsch sprechender Menschen, den Schwerpunkt auf die vorletzte oder gar letzte Silbeneinheit zu legen? Im Gegensatz zu Sprechern des südlichen Hochdeutsch? Man kann sich etwa mit den Wörtern „Krankenhausreform“, „Arbeitslosenversicherung“, „bisher“, „anscheinend“ selbst testen. Wer hier „haus“, „losen“, „her“ und „scheinend“ betont, sagt automatisch „Alt Offing“, mit Betonung des O – und outet sich als „Preiß“!

Üblich ist bei Altofing, auf hochdeutsch gesprochen, die Betonung auf dem A. Das bairische „Oiddafing“ verlangt ein vertieftes Verständnis des (Mittel-)Bairischen; so etwa das Prinzip, ein /l/ nach Vokal zu vokalisieren: alt, Geld, Bild heißt mittelbairisch oid, Gejd, Buid, auch Bejd.

Als sehr problematisch mag den Zugereisten neben der hiesigen Betonung von Wörtern und speziellen Ortsnamen auch die Realisierung des Vokals /a/ vorkommen, der im Südhochdeutschen in zwei Varianten vorkommt. Wenn jemand „Madl“ sagt, spricht er oder sie „Madl“ mit hellem a. Wenn jemand aber einen Liter Bier bestellt, möchte er oder sie eine „Mass“ Bier; die „Mass“ aber mit für unsereins normal-dunklem a. Dieter Bohlen und andere norddeutsch sprechende Menschen würden aber die „Mass“ genauso hell artikulieren wie „Madl“. Aber wie kann man diesen Unterschied der a-Aussprache überhaupt erklären?

Unser helles „Madl“ entspricht dem standarddeutschen „Mädel“. Ein helles bairisches a kann also – unter anderem – parallel zu einem standarddeutschen ä stehen. Das dunkle bairische a, das besonders für Ober- und Niederbayern typisch ist, steht in der Regel für das standarddeutsche a, das oft relativ hell realisiert wird. Aber woher stammen ä und helles bairisches a?

Der häufige Ortsname Aschau wird mit dunklem a, der Bergname Madron mit hellem a gesprochen. Aschau ist 927 als ‚Ascovua‘ belegt, der (kleine) Madron (Petersberg, oberhalb Flintsbach am Inn) hat seinen Namen von althochdeutsch ‚madari‘ (= Bergwiese). Der Unterschied der a-Laute beruht auf der Umlautung durch das i bei madari. Bei Aschau liegt kein i-Umlaut vor. Armin Höfer

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