„Sammeln und Bewahren“

von Redaktion

Archivabend zur volksmusikalischen Feldforschung und kulturellem Erbe Aus dem Volksmusikarchiv

Rosenheim – Es ist ein gewaltiger Wissensschatz, der in den Menschen schlummert und immer mehr in Vergessenheit gerät: Das hauptsächlich mündlich vorhandene Erfahrungswissen der Menschen, besonders auch im musikalischen Bereich, in den Liedern, Melodien, Tänzen, Versen und Bräuchen der Heimat. Es ist ein grundlegendes und nicht hoch genug zu schätzendes kulturelles Erbe, das es gilt bewusst zu machen, zu sammeln, zu dokumentieren, weiter zu tragen und vor dem Vergessen und Verschwinden zu bewahren.

„Sammeln und Bewahren“ haben wir die Aufsatzsammlung aus dem Leben der beiden großen österreichischen Volksmusikforscher Grete (1908-1996) und Karl (1908-1992) Horak genannt, die ein Leben lang die mündlich überlieferte Volkskultur gesammelt und aufbewahrt hatten.

Einen großen Teil ihrer Sammlung hat das Ehepaar dem Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern in den 1980er-Jahren vertrauensvoll übergeben – war ihnen doch bewusst, dass wir damals jungen Leute ganz in ihrem Sinn dieses unwiederbringliche Wissen der einfachen Menschen um ihre Volksmusik und die Volkskultur schätzen und in diesem Sinn weiterarbeiten.

Die Feldforschung ganz nahe bei den Menschen jeden Alters ist eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste zeitgenössische Aufgabe der Dokumentation der regionalen Musikkultur. Alles, was gedruckt oder handschriftlich oder in Ton und Bild schon einmal festgehalten wurde, all das kann in Ruhe gesammelt und archiviert werden als Wissensspeicher für zukünftige Generationen.

Aber: Alles was „nur mündlich“, also im Gedächtnis und der Erzählung vorhanden ist, ist bedroht vom Vergessen, vom Verschwinden – ein unwiederbringlicher Verlust für die Kultur heute und das Kulturerbe, das es zu bewahren und wertzuschätzen gilt. Diese „mündliche“ Überlieferung ist das wichtigste Gut der regionalen Volksmusik unserer Heimat, die aus steter Veränderung, persönlicher und zeitgenössischer Weiterführung auf der Basis und dem Wissen der Überlieferung besteht. Diesem musikalischen Leben wohnt grundsätzliche Kreativität inne, die abwägt, was gerade aus dem in der Erinnerung gespeicherten „Material“ gut genutzt werden kann, was für den Augenblick geändert werden muss und was man Neues braucht beim Singen, Musizieren, Tanzen und bei den Lebensbräuchen.

Alle Sammler, die unterwegs bei den Menschen waren, haben diesen stets aktuellen Zusammenklang „Mensch und Musik“ geschätzt – davon zeugen die wertvollen Bestände, die sie dem Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern anvertraut haben: Ganz persönliche musikalische Lebensgeschichten!

Seit Mitte der 1970er Jahre bin auch ich unterwegs bei den Menschen in ganz Oberbayern – über 400 Feldforschungen bei Gewährspersonen zeugen von der vielfältigen und einzigartigen persönlichen Beziehung „Mensch und Musik“. Und immer wieder wollen wir auch andere für die Sammlung dieses vom Vergessen bedrohten Kulturerbes be-geistern.

Alle oberbayerischen Landschaften sind mit reichem musikalischem Erbe versehen. Über seine „Feldforschung im Landkreis Erding“, erzählt Reinhard Loechle am Mittwoch, 13. März, um 19 Uhr bei einem Archivabend im Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern (Krankenhausweg 39 in Bruckmühl).

Anmeldung bis spätestens 11. März unter Telefon 08062/5164.

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