Wenn die Kokosnüsse klappern

von Redaktion

Andrea Kilian und Max Bauer präsentierten die Kunst des Geräuschemachens im Kino

Bad Endorf – Regen, erzeugt mithilfe einer Gießkanne. Geblubber, erschaffen durch Luftblasen in einem Wasserbehälter. Dazu ein Frosch – er entsteht durch das Reiben eines Glases. Ein weiterer Frosch mit anderem Quak-Klang: ein weiteres Glas. Dazu Schreie von Vögeln und anderen Waldbewohnern, erzeugt mit der menschlichen Stimme.

Schon zu Beginn ihrer hochspannenden Darbietung fesselten Andrea Kilian und Max Bauer das Publikum in „Marias Kino“ mit einfachen, aber effektvoll eingesetzten Klängen. Das Duo präsentierte mit viel Humor eine faszinierende Klangreise, beginnend mit Theateraufführungen in der Antike, bei denen bereits menschengemachter Theaterdonner für das Schaudern des Auditoriums sorgte. Dann der Sprung in die Pionierzeit des Films: Andrea Kilian, vielfach aktive Theaterregisseurin und -autorin, übernahm meist den Part der Moderatorin: Sie zitierte aus einem zeitgenössischen Handbuch für Geräuschemacher, während Max Bauer, einer der renommiertesten Geräuschemacher Deutschlands, sein Instrumentarium zum Klingen brachte. Tausende von Orchestermusikern und Geräuschemachern beschäftigte das neue Medium, der Film, frei nach dem Motto „Das Ohr ist der Gesandte des Schreckens“, einem Zitat von Jean Paul. Es gab damals regelrechte Stars unter den Geräuschemachern, wie Madame Olinka und Mister Hubertus als „Vertoner“ von Stummfilmen um die Jahrhundertwende. Oder Leroy Carlton, einen „Sound Specialist“ des amerikanischen Wanderkinos, der mit einem mehrköpfigen Team komplette Stummfilm-Schlachten mit Gewehr- und Kanonenschüssen und Hufgetrappel akustisch würzte. Freilich untermalte Max Bauer sämtliche historische Details mit seinen Klangcollagen – mithilfe von „galoppierenden“ Kokosnusshälften, Kleiderbürsten auf Kissen für den Klang von Meereswellen.

Ein Einschnitt war das Aufkommen des Tonfilms, sodass die großen Live-Darbietungen überflüssig wurden. Andrea Kilian entführte als Sängerin in die Schlagerwelt der 20er-Jahre und begeisterte mit dem damaligen Hit „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche“.

Doch die Klang-Performance erfuhr eine weitere Steigerung: Die beiden Klangartisten hatten den Science-Fiction-Film „Die Reise zum Mond“ des Regisseurs Georges Mèliés aus dem Jahr 1902 im Gepäck. Live vertonten sie den viertelstündigen, teils handkolorierten Streifen mittels Stimme und Klangrepertoire und sorgten für Belustigung und Bewunderung der Kinogäste. Für die durchdachte sowie niveau- und stilvoll dargebrachte Kino-Klang-Performance ernteten die beiden Soundexperten verdienten Riesenapplaus, Fußgetrommel und mehrere Vorhänge – da capo.

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