Bad Endorf – Die Bad Endorfer Orgelwochen finden nicht nur direkt in Bad Endorf statt. Und es wird auch nicht nur Orgel gespielt. In der Johannes-und-Paulus-Kirche in Mauerkirchen musizierten Christine Sedlmeier mit vielen Blockflöten und Alexander Ristivojevic an der Orgel und am Cembalo – und die kleine Kirche war voll.
„Fantasie in Symmetrie“ hatten die beiden Musiker ihr Konzert betitelt. Gemeint waren die vielen verzierenden Variationen auf vorgegebene Bassmelodien, also eine Chaconne oder Ciacona. Doch auch die gespielten „Sonaten“ hatten einen Variationssatz: Also war fast alles auf Variation gestellt. Christine Sedlmeier verwendete viele in Längen und Klang verschiedene Blockflöten und sprach so temperamentvoll-begeistert über die Stücke, dass man genauso begeistert zuhörte. Das war auch deswegen nicht schwer, weil die Flötistin über eine exzellente Atemtechnik verfügt und die Phrasen beziehungsweise Melodien ausdrucksstark ausspielt. Das Programm umfasste 600 Jahre Musikgeschichte, von der mittelalterlichen Ordensfrau Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) bis zum Barockkomponisten Giuseppe Sammartini (1695 bis 1750). Einen Hymnus der Hildegard von Bingen trugen die Flötistin und der Organist abwechselnd vor, als Solisten präsentierten sie sich auch: Ristivojevic mit einer sehr leichtfingrig und rhythmisch sehr frei gespielten Ciacona von Bernardo Storace aus dem Jahre 1664, Sedlmeier mit einem anonymen Stück namens „Tre Fontane“, in dem man nicht nur drei, wie der Titel nahelegt, sondern viele lustig sprudelnden Tonfontänen zu hören glaubte. „Ancor che co partire“ ist ein Madrigal von Cipriano da Rore, das unzählige Male als Thema für Variationen verwendet wurde. Die beiden Musiker stellten zuerst das Original vor und dann die fantasiereichen Variationen und Verzierungen von Giovanni Spadi aus dem Jahre 1624. Christine Sedlmeier ließ die Melodien liebevoll ausschwingen in der Sonata Quarta von Johann Schmelzer (1623 bis 1680) und realisierte anmutig die Echowirkungen in der G-Dur-Sonate von Sammartini.
Für „A Ground“, die englische Bezeichnung für die Ciacona, von Gottfried Finger (1660 bis 1730), verwendete Sedlmeier eine oben gebogene große Tenorflöte, für „Pauls Seeple“, ein englisches Volkslied, ein kleines Sopranino, das sie lustig pfeifen ließ. Eine Zugabe erklatschten sich die Zuhörer, bevor sie die kalte Kirche verließen und hinaus in die Nässe stapften.