Das Internet-Magazin „eGarden“ präsentiert unter anderem innovative Gartengeräte. Liegt hier ein absichtliches oder ein rein zufälliges Wortspiel mit dem oberdeutsch-bairischen Flur- und Ortsnamen „Egart“ oder „Egarten“ vor?
Wie dem auch sei: Egarten, auch als Egart, Egert, Edgarten und Eggarten geschrieben, hat weder mit der Elektronik noch mit einem Garten etwas zu tun. Der Begriff „Egart“, auch „Egerte“, ist laut Kluge /Seebold, „Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache“, weiblich und lautete in mittelhochdeutscher Zeit (1050 bis 1350) „egerde“, „egerte“, in althochdeutscher Zeit (750 bis 1050) „egerda“. Die Herkunft des Namens ist – nicht nur laut der Ansicht von Kluge / Seebold – bisher ungeklärt.
In unserer Region kommt Egarten als Weiler in der Gemeinde Irschenberg und in Rosenheim als Name eines Stadtteils in der Nähe von Westerndorf-St. Peter vor. Ein Eggarten ist Ortsteil von Tuntenhausen und auch – nicht ganz uninteressant – der Name einer Kleingartensiedlung, die ab 1920 auf der Fläche des ehemaligen königlichen Fasangartens im Münchner Norden begründet worden ist.
Das münchnerische Eggarten hieß um 1600 Egern. Es wird laut den Erkenntnissen des Autors Helmuth Stahleder von „Ödgarten“ abgeleitet. In bairischer Aussprache und Schreibung würde hierzu Edgarten bei Edling passen – aber Obacht! Eine Namenserklärung als „öder Garten“ ist etwas zu einfach und könnte nur vom Schriftbild her abgeleitet sein: Das mittel-/althochdeutsche „egerda“ spricht ja gegen den „Garten“ als Grundwort!
Aber was ist nun eine „Egart“ oder „Egerte“? Bei Kluge /Seebold heißt es hierzu: „Grasland, das in anderen Jahren als Acker benutzt wird“. Im sehr informativen Buch „Halt‘ aus, Bauer! Die Entwicklung der Landwirtschaft in Salzburg“, Band II, von 2015, wird Egarten folgendermaßen definiert: „Noch bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts arbeiteten Bauern nach dem Prinzip der Egartenwirtschaft, einem Bodennutzungs- und Betriebssystem, das auf einem Wechsel zwischen Acker- und Grünlandnutzung ausgerichtet war. Der Begriff ‚Egart‘ (…) bedeutete einst Brachland. Inzwischen versteht man darunter eine Feldflur mit Wechselfruchtbau, insbesondere den genannten Wechsel zwischen Ackerbau und Grasland.“
So nimmt es nicht wunder, wenn man bei unseren Feldfluren immer wieder auf den Namen Egart stößt. Manfred Schaulies berichtet in seiner Chronik „Vagen, Mittenkirchen, Berghöfe“ von 2005/2006 sehr anschaulich über die Nutzung der Egarten: „Diese ständige Nutzung gab der Flur und den zwei Anwesen ihren Namen: ‚am Egart, oder am Egart bei Mittenkirchen‘.“ Hierbei lernen wir darüber hinaus: Der Egart(en) ist im Bairischen nicht weiblich, sondern männlich!
Im Ortsteil Harthausen der Stadt Bad Aibling sind die Fluren „Am Sonnenfeld“ und „Am Egart“ nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern mit schönen Häusern und Villen bebaut. Von Ödland und Brachland daher keine Spur mehr, wohl aber von modernen Gartengeräten! Armin Höfer