Melodramatischer musikalischer Zauber

von Redaktion

Cellistin Harriet Krijgh und Pianistin Magda Amara zeigen viele Facetten in Neubeuern

Neubeuern – Sie sind im wahrsten Sinn des Wortes ein hervorragend eingespieltes Duo: die niederländische Cellistin Harriet Krijgh und die russische Pianistin Magda Amara. Im Schlosssaal von Neubeuern interpretierten die beiden jungen Musikerinnen Werke von Brahms, Chopin und Rachmaninow.

Der Kopfsatz der Sonate für Violoncello und Klavier in e-Moll op. 38 von Brahms erinnert im ersten Thema an Beethoven. Große Gesanglichkeit und eine überbordende Klangfülle kennzeichneten die melodischen Cellopassagen, die Krijgh ausdrucksstark zu Gehör brachte.

Zu Herzen ging das breit ausgeführte, sich langsam auflösende, poetische Pianissimo, dessen ausschwingende Töne die Cellistin mit großer Empfindsamkeit spielte. Die kraftvollen Klavierakkorde bildeten zum dunkel herben Klang des Cellos einen Kontrast.

Farbkräftig war das Allegretto. Seinen unglaublichen Nuancenreichtum interpretierten die beiden Musikerinnen mit magischer Leichtigkeit und völlig unprätentiös. Im Finale, das vom Klavier eröffnet wurde, konnte sich niemand der rhythmischen Sogwirkung entziehen. Amara und Krijgh erzeugten in diesem Satz eine konzentrierte Spannung und Dynamik.

Selten zu hören ist die Introduction und Polonaise für Klavier und Violoncello in C-Dur op. 3 von Fréderic Chopin. Die sehnsuchtsvolle Melodik dieses Werkes schien für die beiden Interpretinnen selbst ein großer Genuss zu sein. Mit geschlossenen Augen, hingebungsvoll und entrückt, bildeten die beiden eine makellose musikalische Einheit. Der Gesang des Cellos und das sanft perlende Klavier übten auf die Hörer eine betörende Wirkung aus.

Einen melodramatischen Zauber verströmte die g-Moll Sonate op. 19 für Violoncello und Klavier von Rachmaninow. Krijgh und Amara spielten das schwelgerisch ausufernde Werk mit großer Klangsinnlichkeit. Zart und durchsichtig ertönte das Lento, um sich im Allegro moderato bald leidenschaftlich zu steigern. Immer wieder kontrastierten dunkel knurrende Cellotöne zu zart dahingehauchten pianistischen Farbtupfern. Mal düster elegisch mit inniger Melodik, dann impulsiv und erregt, nahm das Werk den Hörer mit auf eine aufwühlende Achterbahnfahrt der Gefühle.

Kaum hörbar verklang das Andante, wild und ungestüm dagegen war das abschließende Allegro mosso, dessen Klangpracht und melodischen Schwung beide Interpretinnen bis zur Neige auszukosten schienen. Nach dem anhaltenden Beifall des Publikums verzichtete das sympathische Duo wider Erwarten auf eine von manchen doch noch erhoffte Zugabe.

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