Bad Aibling – „Ich liebe alle Dinge, nicht nur die höher stehenden, sondern auch die unendlich kleinen…“. Diese „Ode an die Dinge“ des chilenischen Dichters Pablo Neruda hat Rosemarie Zacher gerahmt und in der Ausstellung in der Galerie Villa Maria aufgehängt, so wie sie es auch mit ihren Kunstwerken tut. Im Gespräch mit der aufgeschlossenen Künstlerin erfährt man, dass sie leidenschaftliche Sammlerin ist, die Objekte ihrer Wahl in Kisten und Kästen aufbewahrt und sie bei passender Gelegenheit verwendet.
Der Fundus an Gesammeltem ist ihr zum Beispiel von großem Nutzen in ihrer „Schule der Fantasie“, die sie im Heimatort Gauting vor vielen Jahren gründete und seitdem leitet. Hier bietet sie Kindern und Erwachsenen Kurse für freie künstlerische Gestaltung an. Dies ist nur eine von vielen Aktivitäten der Künstlerin, die unter anderem auch museumspädagogische Konzepte für das Haus der Bayerischen Geschichte entwirft.
In der Galerie Villa Maria zeigt Rosemarie Zacher eine Auswahl aus ihrem Werk, großformatige Malerei in Acryl auf Leinwand, Mischtechnik auf Papier und Skulpturen aus Keramik.
Zentrales Thema der Künstlerin ist der Mensch, besonders der bayerische Mensch. Man schmunzelt über ihre Sichtweise auf Männer und Frauen, die Biergläser stemmen, Flaschen entkorken, in geselliger Runde sitzen, aber auch isoliert dastehen. Durch die Titel der Arbeiten enthüllen sie einen Teil ihres Lebens und werden dadurch zu Wesen wie du und ich.
Das Schmunzeln ist gutmütig, denn nie enthalten die Bilder Schärfe oder Kritik. Und: Das Schmunzeln findet auf hohem Niveau statt, wenn Rosemarie Zacher mit ihrer Kenntnis der bayerischen Geschichte die Fürsten und Könige unter die Lupe nimmt. Eine großformatige Leinwand zeigt den Fürsten Max Emanuel mit zwei weiblichen Wesen in der Wanne, alle drei halten genüsslich ihre Gläser in der Hand, die Insignien fürstlicher Macht sind abgelegt: ein Paar Stiefel stehen – immerhin aufrecht – vor der Wanne, die Allongeperücke hängt am Haken, man ist privat. Die Wanne, die die Form einer Recamiere besitzt, steht auf königlichen Löwenfüßen. Barhäuptig und mit entblößter Brust der Fürst – das Bild betitelt mit „Max Emanuel – oben ohne“.
Ihre Bilder entstehen durch das mehrfache Auftragen von Acryl auf die Leinwand. Nie ganz ausgearbeitet, eher skizzenhaft treten die Gesichter zutage und sind doch deutlich in ihrer jeweiligen Stimmung zu erkennen.
Die Keramikfiguren, farbig gefasst oder grau überzogen, erzählen Geschichten aus dem Alltag. Es sind zu gleichen Teilen „Weiberleut“ wie „Mannsbilder“ – die Gesichter lediglich angedeutet und doch als Individuum wahrzunehmen. „Wie lange kann man den Ton quälen, bis ein Gesicht als solches gerade noch erkennbar ist?“, überlegt die Künstlerin im Gespräch.
Gleichgültig ob in der Malerei oder im bildhauerischen Werk, die Künstlerin erfasst die facettenreichen Nuancen im Miteinander ihrer Personen.
Und dann die Mirakelbilder, die den Titel „Ode an die Dinge“ tragen: sehr alte Rahmen (wir wissen bereits, dass sie aus den eingangs erwähnten Kisten und Kästen stammen) haben Darstellungen zum Inhalt, die an Votivbilder erinnern. Als Collage unter Verwendung von Naturmaterialien, gepaart mit zeichnerischen Elementen, ziehen sie das Auge des Betrachters an. Bei genauem Hinschauen handelt es sich um Personen, die der Menschheit neue Impulse gegeben haben, so wie Martin Luther oder Sigmund Freud.
Es ist kein Wunder, dass diese unglaublich fantasievolle Malerin, Illustratorin und Bildhauerin 1989 bereits im Alter von 23 Jahren den Kunstpreis der Stadt Starnberg verliehen bekam.