Halfing – Die Grenzen zwischen Bühne und Publikum verschwammen, als beim Kult-Abend „O sole mio“ auf Gut Immling die Zuhörer sich zum spontanen Chor formierten – mitklatschend, mitsummend und mitsingend. Freude an Musik und Gesang spiegelte sich durch den Abend in den Darbietungen aller Akteure – trotz inhaltlichem Liebesschmerz. Vier Zugaben zeugen vom Vergnügen der Sänger und der Zuhörer. Dies betonte auch Intendant Ludwig Baumann, der dem Publikum das Prädikat „sensationell“ verlieh.
Als Rahmen der Veranstaltung fungierte wieder einmal humorvoll das Duo „Duosolemio“ mit seinen rot-weiß-gestreiften T-Shirts – sowohl auf der Sonnenterrasse, auf der Bühne und auch später im Zirkuszelt. Sie begleiteten auch die Sänger mit Trompete, Gitarre, Mini-Saxofon und Querflöte. Sie standen gleich mehrfach Tenor Aliahmad Ibrahimov – ein Garant des italienischen Abends auf der Immling-Bühne – zur Seite Sein „Ti voglio tanto bene“ von Ernesto De Curtis trug er gefühlvoll vor und zeigte bei „Funiculi, Funiculà“ seine spitzig und witzige Seite, als er „Schaug hi, da liegt a toter Fisch im Wasser“ spontan auf die Denza-Melodie sang. „Marechiare“ und „Amapola“ brachte das Publikum zum Schunkeln und Träumen von Italien.
Besonders gut harmonierte Ibrahimov stimmlich mit Tenor Jenish Ysmanov. Sein „Caruso“ von Dalla fing einen von der ersten Note ein. Seine beeindruckend weiche Stimme stellte er auch – passend zum Abschied des Liedes auf einem Koffer sitzend – mit „L‘elisir d’amore“ unter Beweis. Er hat dem Großmeister der vergangenen Jahre, Mario Zhang, den Rang abgelaufen. Seine schelmische Mimik und wie er mit weiteren Sängern interagiert ist, bemerkenswert. Die Leistung Zhangs ist dabei nicht geschmälert. Der Grandseigneur intonierte „Mattinata“, „Santa Lucia“ und „Cavalleria rusticana“ kraftvoll und stimmgewaltig.
Schauspielerisches Talent bot Luthando Qave bei seinen Darbietungen – sei es als Barbier von Sevilla oder als Torero aus Bizets Oper „Carmen“. „La danza“ von Rossini schmetterte er ebenso energiegeladen wie „maravilla“. Für ihn gab es die ersten „Bravo“-Rufe des Abends.
Die Sympathien auf seine Seite zog Sergiu Saplacan mit den Klassikern „Rondine al nido“. Neben der Schwalben besang er auch „Vaghissima sembianza“ und den flotten Geist aus Strauss „Der Zigeunerbaron“. Der melodische Funke sprang hier sogleich auf die Zuhörer über und einmal mehr summte die Halle.
Zunächst noch ein wenig blass wirkte Victor Campos Leal bei „Jurame“. Allerdings packte er seinen Charme dafür umso mehr bei „Torna a Surriento“, „Tu Ca nun chiagne“ sowie „la Taberna des puerto“ aus, was ihm mehrfach „Bravo“-Rufe einbrachte.
Die größten Momente des Abends bescherte aber das gesamte Ensemble bei seinen gemeinsamen Auftritten zu „Rigoletto“ und „Non ti scordar di me“. Dabei wetteiferten die Sänger miteinander und stellten in ihren Sequenzen ihre unterschiedlichen Charaktere heraus. Klangvolumen, Spaß und Können waren dabei sechs Mann hoch geboten.
Sie alle aber folgten einer: Kamila Akhmedjanova. Die Pianistin war die Säule des Abends. Ihr Spiel – angepasst an den jeweiligen Sänger und sogar das Publikum miteinbeziehend – rundete die Darbietungen in besonderer Weise ab. Nicht ohne Grund, „singen die Tenöre nach ihrer Nase“.
„Granada“, Nessun Dorma und nomen es omen: „O sole mio“ sorgten schließlich für die klangvollen Schlusspunkte: Klassiker der Klassik mit jeder Menge Kultfaktor.