Mit den Scorpions wird es nochmal wild

von Redaktion

Rosenheimer Sommerfestival Kult-Hardrocker zeigen beeindruckende Bühnenshow

Rosenheim – Nach Tagen mit eher leisen Tönen und fröhlicher Gute-Laune-Musik wurde es mit den Scorpions noch einmal laut und wild auf dem Rosenheimer Sommerfestival. Rund 9000 Zuschauer feierten die wohl bekannteste und dienstälteste Metal-Band Deutschlands. Klaus Meine und seine Männer gaben alles, um das Publikum zu begeistern – aber das Alter macht auch vor den größten Rockstars nicht halt.

Die Faust mit abgespreiztem Zeige- und kleinem Finger, bekannt als Mano Cornuto, Metal Fork oder Teufelsgruß sah man an diesem Abend oft. Schon die Vorband „Beyond The Black“ wurde von vielen begeisterten Fans mit diesem für die Metal-Szene so typischen Handzeichen auf der Bühne empfangen und auch Frontfrau Jennifer Haben streckte die „Teufelshörner“ immer wieder auffordernd ihrem Publikum entgegen.

„Beyond the Black“ ist beim Wacken-Open-Air seit 2014 ein gern gesehener Gast. Stilistisch bewegt sich die Mannheimer Band zwischen metallischen und mittelalterlichen Klängen. In ihrem vampirähnlichen Kostüm wirkte Jennifer Haben bei ihrem Auftritt in Rosenheim fast eine Spur zu klischeehaft. Stimmlich konnte die zarte Sängerin aber durchaus überzeugen.

Nicht weniger düster gaben sich ihre Bandkollegen, allen voran Stefan Herkenhoff mit Bass und Christian Hermsdörfer mit Gitarre, die immer wieder Headbanging praktizierten, ihre Köpfe samt Wallemähnen vor- und rückwärts und im Kreis schleuderten. Eingefleischte Metal-Fans dürfte das wilde Gehabe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Nummern im Grunde nichts anders sind als eingängiger Pop, nur eben mit einer etwas härteren Instrumentierung. Nach 45 Minuten verabschiedete sich „Beyond the Black“ mit einem Selfie vor ihrem Publikum von der Bühne. Natürlich wanderten auch da noch einmal viele Hände zum Teufelsgruß nach oben. Danach wurde die Bühne mit dem „Crazy World“ Tourbanner der Scorpions verhüllt, die Spannung stieg.

Die Bühnenshow der Scorpions war imposant. Licht- und Spezialeffekte setzte die Rock-Giganten gekonnt in Szene. Über 100 Millionen Tonträger haben sie in den gut 50 Jahren ihrer Existenz verkauft. Die Anzahl ihrer Konzerte beläuft sich auf über 5000 in mehr als 80 Ländern.

Klaus Meine ist mittlerweile 71 Jahre alt. Ans Aufhören hat er wohl Anfang 2010 schon mal gedacht, als er sich mit seinen Bandkollegen auf Abschiedstour begab. Die Abschiedstour findet aber seitdem kein Ende. Die Scorpions füllen nach wie vor auch die größten Hallen und Stadien und die Bandmitglieder genießen sichtlich, im Rampenlicht von Tausenden von Fans bejubelt und gefeiert zu werden.

Aber ihr Alter verleugnen können sie nicht. Ihre Sprints hin zum Publikum wirkten bei ihrem Auftritt auf dem Sommerfestival schwerfällig und auch stimmlich konnte Klaus Meine vor allem in der ersten Hälfe des Konzerts nicht vollends überzeugen. Bass und Schlagzeug übertönten ihn streckenweise fast komplett.

Ein Höhepunkt der Show war das Schlagzeug-Solo des ehemaligen Motörhead-Mitglieds Mikkey Dee. Dee spielte sich auf seinem Podest über zehn Minuten lang völlig in Ekstase. Das Publikum war begeistert und ab da klappte es dann auch mit der Stimme von Klaus Meine wesentlich besser. Bei seinen größten Hits wie „Winds of Change“ oder „Rock you like a Hurrican“ sang er wieder so klar, durchdringend und stimmgewaltig wie denn je und ließ alte Zeiten aufleben.

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