Halfing – Zu einem einmalig schönen Musik- und Klangerlebnis entwickelte sich die Gala der Opernchöre mit 170 Mitwirkenden aus rund 30 Nationen im Rahmen des Musikfestivals auf Gut Immling. Unter der musikalischen Leitung von Cornelia von Kerssenbrock, bei einzelnen Stücken auch von Taro Harada oder Eslon Vakomboka Hindundu, wurde im vollbesetzten Saal ein bunter Blumenstrauß aus Chorgesängen in Opern vom Barock bis in die Gegenwart geboten.
Vor dem einfallsreichen, aber niemals aufdringlichen Licht- und Videodesign von Maximilian Ulrich war der erste Teil des Programms zuerst Opern aus dem Barock gewidmet, angefangen von den 1727 komponierten „Coronation Anthems“ – Krönungshymnen – von Georg Friedrich Händel oder „King Arthur“ von Henry Purcell über die schon 1831 geschriebene „Norma“ von Vincenco Bellini. Die berühmte Arie „Casta Diva, che inargenti“ sang mit schmeichelnder, strahlender Stimme die dänische Sopranistin Trine Moeller, ebenso wie später die „Romanza“ aus Puccinis „Madame Butterfly“. Bei der Romanze des Bauern Nemorino aus Donizettis Oper „Liebestrank“ war der eindrucksvolle kirgisische Tenor Jenish Ysmanov zu hören.
Überhaupt war das gesamte große Programm keineswegs einseitig nur vom Festivalchor Immling bestimmt, sondern in lockerer Folge von Orchesterstücken oder Arien, oft vom Chor begleitet, wie bei Verdis Oper „Nabucco“, wo der türkische Sänger Tuncay Kurtoglu mit seiner gewaltigen Bassstimme die Rolle des Zacharias sang. Noch vor der Pause brillierte der hervorragend eingeübte Kinder-Festivalchor Immling mit „Les Choristes“ (bekannt als „Die Kinder des Monsieur Mathieu“) unter Leitung von Mikheil Edisherashvil oder zusammen mit dem Festival-Chor Carl Orffs „Der Mond ist fort, wer hat ihn denn gestohlen?“.
Im zweiten Teil lag der Schwerpunkt auf den Opern des wohl bedeutendsten italienischen Opernkomponisten Giuseppe Verdi. Von der 1847 in Florenz uraufgeführten Oper „Macbeth“ nach dem Text von Shakespeare waren nicht nur die reinen Orchestersequenzen Ballo I und Ballo III zu hören, sondern auch der berühmte Chor der schottischen Flüchtlinge „Patria oppressa! Il dolce nome“. Bei den vielen verschiedenen Stücken wäre es für einen Großteil des Publikums hilfreich, die Operntitel und Arien nicht nur in italienischer Sprache, sondern auch in deutscher einzublenden.
Nach dem Zigeunerchor aus Verdis „Der Troubadour“ und der Tarantella aus „Die Macht des Schicksals“ stellte der Chor mit großem schauspielerischen Können den „Hummelflug“ von Rimskij-Korsakow zu den wild schwirrenden Klängen des Festivalorchesters dar.
Eine überzeugende schauspielerische und klangliche bemerkenswerte Leistung aus den Reihen des Chors kam auch bei Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“, als Alois Fürmaier den beschwipsten Weinliebhaber bei „Viva il vino spumeggiante“ überzeugend darstellte.
Der offizielle Teil des Programms endete mit Aleksandr Borodins Polowetzer Tänzen aus der Oper „Fürst Igor“. Dass damit noch lange nicht Schluss war, versteht sich von selbst: Das begeisterte Publikum applaudierte, rief und ertrampelte sich drei Zugaben, bis sich die Leute schließlich geschlossen erhoben. Ein verdienter Lohn für einen unvergesslichen Abend.