Symbolhafte Bilder, verkohlte Skulpturen

von Redaktion

Arbeiten von Hans Sagmeister und Franz Xaver Angerer in Grainbach

Samerberg – Der Bildhauer Franz Xaver Angerer und der Maler Hans Sagmeister haben sich erneut zusammengetan, um ihre Kunst zu präsentieren, diesmal im Ausstellungsraum des Samerberger Künstlerkreises in Grainbach. Der große Raum bietet die Möglichkeit, die Arbeiten beider Künstler richtig zur Geltung zu bringen. In der Mitte sind auf Stellwänden die großformatigen Ölgemälde von Hans Sagmeister, darum ranken sich die beeindruckenden Holzskulpturen von Franz Angerer.

Wechselspiel zwischen Innen und Außen

Der Ausstellungsbesucher kann zunächst gar nicht glauben, dass die Skulpturen tatsächlich aus Holz geschnitzt sind, wirken sie doch vielmehr so, als würden sie aus Metall bestehen. Angerer lässt das Holz zunächst verkohlen, um sich dann an die Ausfertigung der Skulpturen und Plastiken zu machen. Und zwar so, dass der Betrachter das Wechselspiel zwischen Innen und Außen erleben kann.

Die karbonisierten und gewachsten Skulpturen sollen wie von der Schwerkraft befreit wirken. Die dreidimensionalen Skulpturen und die zweidimensionalen Holzschnitte sind „Raumbilder“, die unbewohnte Natur und geologische Formationen zeigen. Auch die Titel der Werke unterstreichen dies. Da sind „Raumbilder“ und „ausladende Feldzeichen“ aus Eschenholz, „geneigte Feldzeichen“ aus Eichenholz oder Farbholzschnitte mit den Titeln „Watt“.

Und nun zu den Ölgemälden von Hans Sagmeister: Zu sehen ist ein Zyklus aus zwölf Bildern, die sich auf die Kunstliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ des Komponisten Gustav Mahler beziehen. An jedem Bild ist ein Kurzinhalt des jeweiligen Liedes angebracht. Viele sind bekannte Volkslieder, so etwa das Lied „Rheinlegendchen“: „Bald gras ich am Neckar, bald gras ich am Rhein“, „Wohlan, die Zeit ist kommen, mein Pferd, das muss gesattelt sein“ aus dem Lied „Trost im Unglück“. Oder „Die Gedanken sind frei“ aus dem „Lied des Verfolgten im Turm“. Tatsächlich aber stammen diese Texte aus der gleichnamigen Volksliedersammlung der Dichter Achim von Armin und Clemens Brentano. Beide waren Freunde von Gustav Mahler und teilten seine Begeisterung für volkstümliche Poesie. In allen Liedern kommen Natur, Frömmigkeit, Sehnsucht, Liebe, Abschied, Nacht, Tod, Geisterwesen, Landsknechtschaft und Jugendfrohsinn zum Ausdruck. Wie Mahler spannt Hans Sagmeister in seinen Bildern den Bogen von naiv anmutenden Liebesliedern über grausame Soldatenlieder bis hin zu transzendenten Jenseitsreflexionen. Doch er löst sich von der reinen Wiedergabe der Liedinhalte und überträgt sie in die Jetztzeit. Die vergangenen Weltkriege sind für ihn von großer Bedeutung. Das Ölgemälde „Wo die schönen Trompeten blasen“ zeigt Soldaten, die voller Euphorie in den Krieg ziehen, während im Hintergrund gefallene Soldaten zu sehen sind. Im Bild „Der Tambourgsell“ desertiert der Tambour der Leibkompanie: „Ihr Offizier‘, Korporal und Grenadier, ich schrei mit lauter Stimm, von euch ich Urlaub nimm“.

Immer wieder nimmt sich Sagmeister die Freiheit, sich sein eigenes Personal zu erschaffen. So tauscht er in dem Bild „Des Antonius von Paduas Fischpredigt“ das Antlitz des Antonius mit dem von Martin Luther King. Im Bild „Lob des hohen Verstands“, dem Wettstreit zwischen Kuckuck und Esel, ist der Esel ein großer Affe.

Sagmeister ist bekannt dafür, in seinen Bildern dingliche Symbole zu verwenden. In surrealen Elementen stellt er Bezüge zu Problemen und zur Gedankenwelt der Jetztzeit her. Seine Bilder sind zwar gegenständlich. Doch seine hintergründigen, ironischen Elemente, die er stets einstreut, lassen sich keinem bestimmtem Stil zuordnen. So sind Sagmeisters Bilder voller Überraschungen.

Sagmeister beschäftigt sich mit Literatur, Musik und darüber hinaus mit dem Menschen. Das ist in all seinen Bildern zu spüren. Die eingesetzten Elemente und Symbole reichen über alle Epochen und werden je nach Thema frei angewendet. Und immer wieder befasst sich der Künstler mit den stets wiederkehrenden Fehlern der Menschen, die selbst aus Katastrophen nichts gelernt zu haben scheinen.

Nur gut, dass er trotz alledem seinen Humor nicht verloren hat. Auch wenn dieser zuweilen ziemlich schwarz ist. „Verlorne Müh“ nennt er ein Bild, auf dem ein junger Mann vor einem Mädchen flieht, das ihn anschmachtet. So wie es halt zuweilen im richtigen Leben geschieht!

Bis 22. September

Die Ausstellung in Grainbach, Oberdorf 16, ist bis 22. September freitags bis sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr in Grainbach am Samerberg, Oberdorf 16, zu sehen.

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