Der mit dem Stein denkt

von Redaktion

Alfred Regnat zeigt seine Arbeiten in der Galerie „Villa Maria“

Bad Aibling – Kaum etwas führt so treffend in die Ausstellung des Bildhauers Alfred Regnat in der Galerie „Villa Maria“ ein wie die fünf Worte: „Der mit dem Stein denkt“. Denn nichts in den Arbeiten Regnats ist dem Zufall überlassen, und das beginnt vor allem anderen mit der Wahl des Steins für eine in Gedanken konzipierte Form.

Nicht jedes Material eignet sich für jede Form, sei es unter handwerklichem Aspekt oder sei es auch, weil Form und Material zu einem überzeugenden Erscheinungsbild finden sollen. Mit exakter Planung geht Alfred Regnat ans Werk, und ein Teil der künstlerischen Arbeit ist bereits geleistet, ehe der Bildhauer zum Werkzeug greift. Die Auswahl seiner Steine ist groß: Diabas, Eisenrot, Gabbro, Bahia Blue, aber auch die dem Betrachter bekannteren Materialien wie Granit, Basalt und Marmor finden eine ihnen adäquate – ihren Gesetzmäßigkeiten gehorchende – Gestalt. Und welch einen Formenreichtum bietet das Werk, das in der Villa Maria zu sehen ist! 30 Arbeiten befinden sich im Innenraum, neun im Garten – ein ideales Ambiente, um das Werk von Regnat umfassend zu präsentieren.

Im Innenbereich hängen einige Exponate an der Wand, die Mehrzahl steht auf Sockeln. Da gibt es (hängend) die „Sundisque“: ein exakt rund geformter Stein aus rotem Granit mit einer polierten, ebenfalls runden Messingscheibe in der Mitte. Auf einem Sockel steht ein Würfel aus Gabbro, einem sehr dichten Stein, an dem sich wegen seiner Beschaffenheit kein Moos und keine Algen bilden können. Dieser Würfel ist in der Mitte geteilt durch eine an allen Flächen genau abschließende rote Acrylglasscheibe. Das fremde Material fügt sich wie selbstverständlich in den Stein.

Die Vorgehensweise, andere Materialien mit Stein zu verbinden, wendet Regnat des Öfteren an. Eisen, Messing oder Acrylglas bilden Gegensätze und Ergänzung gleichermaßen. Das macht die Handschrift des Künstlers unverwechselbar.

Im Freien zeigt eine der Skulpturen – aus feinst poliertem Basalt – zwei identische stehende Steinkreise, die sich mittig überschneiden und den Titel „Twin-Steinkreis“ tragen.

Alfred Regnats Skulpturen basieren weitgehend auf geometrischen Formen wie Kreis und Quadrat in immer neuen Variationen. Darüber hinaus gelingt es dem Künstler, durch intensives Polieren eine so glatte Oberfläche zu erzeugen, dass man die Seele des Steins wahrzunehmen glaubt. Und damit kommt auch die emotionale Komponente in sein Werk. Die Arbeiten regen an zum Innehalten, zum Nachdenken. Und der Betrachter verspürt den Wunsch, dem Stein nicht nur visuell, sondern auch haptisch zu begegnen.

Wenige Ausnahmen gibt es, in denen Alfred Regnat von den geometrischen Formen abweicht: Im Garten steht die Darstellung von zwei Skarabäus-Käfern, die aus dem oberen Teil eines Basaltblocks herausgearbeitet sind. Der Basaltblock, rau und von graubrauner Farbe, die beiden Käfer obendrauf in leicht glänzendem Grau. Derselbe Stein hat durch teilweises Polieren sein Aussehen verändert. Der Bogen der ausgestellten Arbeiten spannt sich von 1996 bis in das gegenwärtige Jahr und lässt erkennen, dass Regnat sich allen modischen Strömungen widersetzt und überzeugend seinen eigenen Stil verfolgt hat.

Alfred Regnat lebt und arbeitet mit seiner Frau, die ebenfalls Bildhauerin ist, in Zaisberg bei Vogtareuth.

Bis 20. Oktober

Seine Ausstellung in der Villa Maria ist noch bis zum 20. Oktober zu sehen, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 08061/92770.

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