Bad Aibling – Konrad Liebscher, der dynamische Kirchenmusiker in Bad Aibling, hatte eine musikalische Erntekrone aus verschiedenen Chören, Instrumentalgruppen und seiner eigenen Domäne, der Orgel, geflochten. Diese Klangfülle kam nun in der in frischem Glanz wiederhergestellten Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu voller Entfaltung. So war es nur folgerichtig, dass der Jugendchor unter der temperamentvollen Leitung von Johanna Spitzl die vokalen Beiträge abschloss mit dem Gospel „Oh Happy Day – welch glücklicher Tag“!
Nach einer Orgel-Toccata eröffnete den Reigen der Kinderchor, der sich mit innigem, rhythmisch exaktem Gesang sofort die Herzen der Zuhörer eroberte.
Breite stilistische Palette
Die Musikgruppe „Ismael“ unter Leitung von Ulrich Krapf sang tonschön und engagiert Lieder von Kathi Stimmer-Salzeder. Der Jugendchor wartete sogar noch mit einem Beitrag aus dem „König der Löwen“ auf.
Breit war die stilistische Palette: Von der Volksmusik, Klassik, über das „Neue geistliche Lied“ hin zu poppigem Schmiss spannte sich der Bogen bis hin zur Moderne mit ihren manchmal „ungewohnten Klängen“, wie Konrad Liebscher in seiner Einführung formulierte. Zwei Chorwerke des Engländers John Rutter, der inzwischen längst auch Deutschland flächendeckend erobert hat, demonstrierten die Flexibilität, saubere Intonation und harmonische Ausgewogenheit der „Chorgemeinschaft Bad Aibling“.
Besondere Lorbeeren aber holten sich Konrad Liebscher und sein Chor mit „Peace“ des vor wenigen Jahren verstorbenen Norwegers Knut Nystet. Die etwas herbe Harmonik wurde so selbstverständlich dargeboten, dass sie sich eigentlich ganz zwanglos ins Ohr schmeichelte.
An Nystedt schloss sich gleich das Orgelstück „Et exspecto resurrectionem“ (eine Uraufführung) von Walther Prokop an. Der Komponist führte kurz in die Besonderheiten seines Stücks ein, das zum Teil schwerelos schwebend, teils aufbrausend wild, aber auch mit ganz sanften, ätherischen Klängen „Gefühle spiegeln“ wollte. Liebscher erwies sich als souveräner Interpret, der mit der Registrierung ein Optimum an Farbigkeit aus dem Notentext holte.
Ein Extralob verdiente sich der Gesangverein Ellmosen, der unter der Leitung von Liebscher mit weichem Ansatz und schier glattpoliertem Klangbild begeisterte. Edel und eindringlich sangen die Ellmosener zwei Klassik-Hits, „Hebe deine Augen auf“ von Mendelssohn Bartholdy und „Ave Maria“ von Jacob Arcadelt.
Die Chorblöcke wurden durch Instrumentalgruppen gegliedert: Die „Sunnabangal Soatnmusi“ (Johanna Spitzl und Sabine Schwarzenbeck) ließen mit Harfe und Hackbrett anmutige Musik aufleuchten („Flower“) und die herzhafte „Dettendorfer Saitenmusik“ (Leitung Carmen Steinfink) brachte mit dem pfiffigen „A moi wos anders“ von den „Neurosenheimern“ sich selbst und die Zuhörer zum Schmunzeln.
Als „Rausschmeißer“ ließ Konrad Liebscher Charles-Marie Widors berühmte Orgel-Toccata in wirbelndem Tempo erklingen. Heftiger, langer Beifall – welch glücklicher Tag!