Rosenheim – Da steht sie in einem schwarzen Hängerchen und knallroten High Heels auf der Bühne im Lokschuppen und räsonniert über ihre Figur, ihr Alter und ihre Männerbeziehungen, insbesondere die zu ihrem „zukünftigen Ex-Gatten“, einem Notfallarzt. Mika Blauensteiner heißt sie, ist gebürtige Wienerin und Regieassistentin in Graz – nach ihren Worten „eine Tagesmutter für Hochbegabte“. Sie war zu Gast beim zweiten Abend der Rosenheimer Kleinkunsttage mit ihrem Programm „Miss Verständnis“.
Nun meint man ja, jeder Wiener und jede Wienerin sei quasi per Geburt eine zünftige Kabarettistin mit viel Schmäh. Vorzüglicher Inhalt ihres Schmähs war ihre Figur, sie sei der Typ „asiatischer Barbapapa“ mit „Alzheimer-Bulimie“: „Ich vergesse immer aufs Speibm.“ Weiterer Schmäh-Inhalt: Männer. Sie lästerte über kundige Männer, die in Biomärkten kaufen und zuhause die Klotür auflassen – als Vertrauensbeweis. „Männer werden im Alter immer besser, Frauen immer origineller“, konstatierte sie und resümierte ihre Männerbeziehungsgeschichten: alle mehr oder minder gescheitert.
Interessanter waren die Erzählungen von ihren Freundinnen: Irina (oder Nastassja? Mika Blauensteiner konnte sich da nicht entscheiden), die ehemalige russische Balletttänzerin und jetzige Frau eines reichen Schönheitschirurgen, die immer so weiblich-weise und pragmatische Ratschläge gibt, und Gerti, eine lebenslustige Lebens-Coachin, die mit allen Männern erfolgreich flirtet.
Witzig war ihre Marotte der Sammlung von Imperativen: Stoßzeit, Platzwunde und – von den Zuschauern beigesteuert: Blaskapelle und Reit im Winkl. Diese Marotte hätte man durchaus als Running Gag ausbauen können.
So war Mika Blauensteiners Programm ein biografisches Hölzchen-auf-Stöckchen-Privatissimum, deren Bezüge auf spezielle Frauenprobleme von so manchen Zuschauerinnen kennerisch belacht wurden. Der Rezensent hingegen hat sich gelangweilt. Rainer W. Janka