Rosenheim – „Querbeet“ starteten die Rosenheimer Kleinkunsttage in ihre 35. Saison. Der Höhepunkt des Abends kam mit Andreas M. Hofmeir gleich zu Beginn. Das Gründungsmitglied der bayerischen Kultband LaBrassBanda überzeugte sowohl als Tubist als auch als Kabarettist. Die neugegründeter Band „nussig“ hatte es im Anschluss schwer, mit seinem Top-Auftritt mitzuhalten.
Barfuß und strumpfsockig
Eine Gemeinsamkeit gab es bei dem Programm vor und nach der Pause: Sowohl Andreas M. Hofmeir als auch Sänger Robin der Band „nussig“ verzichteten auf Schuhwerk: Ersterer kam barfuß auf die Bühne, Robin hatte immerhin Socken an.
Eigentlich war geplant, dass „nussig“ den Anfang macht. Doch dann wurde der Auftritt von Andreas Martin Hofmeir spontan vorgezogen. Aus gutem Grund: Der Tubist ließ sich am Klavier von Barbara Schmelz begleiten. Sie ist auch im richtigen Leben seine Partnerin. Das Paar kam mit Baby und wollte aus Rücksicht auf den Nachwuchs lieber möglichst früh den Auftritt beenden.
Hofmeir lernte als Kind Klavier, Schlagzeug und Tenorhorn. Mit zwölf Jahren kam er zur Tuba – quasi der „letzte Schrei der musikalischen Evolution“, wie der 41-Jährige den Zuschauern im vollbesetzten Saal erklärte. Tatsächlich ist bei den Blechblasinstrumenten, die üblicherweise bei einem Orchester zum Einsatz kommen, nur das Saxofon noch jünger – aber das sei, so Hofmeir, „auch gar kein richtiges Instrument“.
Zu Beginn seines Auftritts gab Hofmeir, der 2010 zum Professor ans Mozarteum in Salzburg berufen wurde, eine kleine Unterrichtseinheit in Sachen „Tuba“. Seine Zuhörer erfuhren, dass eigentlich niemand freiwillig dieses Blechblasinstrument erlernen wolle und an welchen Stellen es bei Opern zum Einsatz komme – bei der Prokofjew-Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ etwa immer dann, wenn die Köchin „furzt“. „Übrigens furzt sie auf F“, erläuterte der Professor sachlich und brachte sein Publikum dadurch zum Lachen.
Danach ging es bei seinem Auftritt humorvoll weiter. Hofmeir las einige Passagen aus seinem Buch „Kein Aufwand“ vor. „Alles wahr“, beteuerte er, also auch dass er bei einer Zugreise durch seine Tuba „Fanny“ die Bekanntschaft einer Pornodarstellerin machte.
Natürlich zeigte Hofmeir auch, was er musikalisch kann. Er spielte brasilianische, ungarische und argentinische Stücke und bewies dabei seine enorme Virtuosität. Seine Partnerin Barbara Schmelz steht diesem hohem Niveau in nichts nach. Die Kirchenmusikdirektorin des Stifts Nonnberg in Salzburg begleitete die Tuba-Exkursionen auf dem Klavier mit großem Einfühlungsvermögen.
Sich gegen derart erfahrene Profis zu behaupten war für Neulinge der Band „nussig“ schwer. Robin, Franzi und Ludwig gaben nach der Pause alles, um das Publikum für sich zu gewinnen. Aber die drei jungen Leute, die sich über die Straßenmusik zusammengefunden haben, taten sich schwer, die Stimmung noch einmal einzuheizen. Im Vergleich zu Hofmeir stehen sie ganz am Anfang ihrer Karriere. Das kann noch werden, denn musikalisch haben auch sie einiges zu bieten. Nur an dem Entertainment müssen sie noch arbeiten.