Neubeuern – Kaum ein Ensemble spielt Beethoven frischer, intensiver und ausdrucksstärker als das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Belcea Quartett. Anlässlich des 50. Jubiläums der Schlosskonzerte Neubeuern standen auf dem Programm des Festabends drei Streichquartette von Ludwig van Beethoven aus seiner frühen, mittleren und späten Schaffenszeit.
Klar
akzentuiert
Mit Beseeltheit spielten Corina Belcea und Axel Schacher (Violine), Krzystof Chorzelski (Viola) und Antoine Lederlin (Violoncello) Beethovens drittes Streichquartett in D-Dur op. 18. Das eingängig-schlichte Thema im Allegro, das lyrisch dahinfließende, figurativ verspielte Andante und das folgende Allegro erklangen in der Interpretation der vier Musiker klar akzentuiert und geschmeidig. Spritzig hingegen war das Finalpresto. In diesem Satz zeigte das Belcea Quartett hohe spielerische Virtuosität, technische Brillanz und klangliche Homogenität. Stets gewann man den Eindruck, nicht vier, sondern lediglich ein Instrument fülle den Raum mit seinem Wohlklang.
Beethovens letztes Streichquartett in F-Dur op. 135 ist ein Meilenstein seiner Gattung. Das Werk kennzeichnet konzentrierte Knappheit und strahlt eine stille, fast abstrakte Heiterkeit aus. Voller Durchsichtigkeit war das Allegretto, in fast blitzartigem Tempo erklang das Vivace, ergreifend der Variationensatz mit einem Thema, das kunstvoll schlicht aus Tonleiterteilen emporsteigt. Die ruhig dahinfließenden Passagen spielte das Belcea Quartett wunderbar innig und abgeklärt. Humoristisch wirkte das Doppelmotto von Frage und Antwort, mit großer Ausdruckskraft und Emphase interpretierten die Musiker schließlich die energische Antwort „Es muss sein!“ im Allegro.
Das e-Moll Quartett op. 59 Nr. 2 demonstrierte noch einmal die hoch differenzierte Klangkultur des Ensembles. Gepackt wurden die Zuhörer bereits vom energisch-finsteren Kopfsatz. Sein nach zwei harten Akkordschlägen einsetzendes, zerrissenes Hauptthema bildete einen großen Gegensatz zum Molto adagio. In diesem Satz, den das Belcea Quartett mit einer andachtsvollen Ruhe interpretierte, erinnerte das Hauptthema an einen feierlichen Choral.
Nach dem Allegretto wirkte das Finale mit seinem Tanzrhythmus wie ein funkensprühendes Feuerwerk. Der Satz steigerte sich am Ende zu einem wirbelnden Presto, das den Zuhörern enthusiastische Ovationen entlockte.
Als Zugabe nach diesem atemberaubenden Werk erklang zur großen Freude des Publikums noch der lebhafte letzte Satz aus Beethovens G-Dur Quartett op. 18 Nr. 2.