Amerang – Die Gelegenheit, den renommierten Schauspieler und Rezitator Gerd Anthoff hautnah auf kleiner Bühne zu erleben, bot sich am Wochenende einmal wieder auf Schloss Amerang. Bereits im Sommer war der Münchner Mime hier mit Schallwegs legendären „Opern auf Bayrisch“ zu Gast. Mit dem Programm „Peter und der Wolf“ kamen nun auch Kinder in den Genuss seines packenden Vortrags.
Dramatische Handlung als Steilvorlage
Sergei Prokofjews Musikmärchen bot dem routinierten Sprecher mit seiner dramatischen Handlung natürlich eine Steilvorlage. Die Erzählung beginnt scheinbar harmlos auf der Wiese, mit einem lustigen Geplänkel zwischen Vogel und Ente. Dann nähert sich eine Katze auf Samtpfoten und bringt Spannung ins Spiel. Gewarnt von Peter kann sich das Federvieh in Sicherheit bringen. Da kommt der Großvater und schimpft wie ein altes Fagott, weil der Junge das Gartentor offengelassen hat. Eindringlich warnt er vor den wilden Tieren des Waldes. Und dann ist er da, der Wolf!
Die jungen Musiker des Orchesters der Festspiele Schloss Amerang, die unter der Leitung von Waku Nakazawa mit ihren Instrumenten dem Personal eine Stimme gaben, unterstützten den Erzähler engagiert, den Spannungsbogen zu halten.
An die Klangfülle und -dichte eines klassischen Sinfonieorchesters wie die Münchner Symphoniker, die Gerd Anthoff in diesem Programm normalerweise begleiten, reichte die kleine Besetzung freilich nicht heran. Das Ziel, Kinder mit den Instrumenten eines Orchesters vertraut zu machen, wurde jedoch – ganz im Sinne des Erfinders – erreicht. Damit nicht genug: Weil Prokofjews Musikmärchen nur 20 Minuten lang ist, eine Matinee üblicherweise wenigstens eine Stunde, war dem Auftritt Anthoffs eine kleine Lektion in Lied- und Operngesang – erteilt von Solistinnen und Solisten der Festspiele Schloss Amerang – vorausgegangen.
Waku Nakazawa trug „Die Forelle“ vor und verlieh dem Schubertlied mit lustigem Minenspiel kindgerechte Leichtigkeit, während Nejat Isik Belen als bunter Vogelfänger mit virtuosem Gesang und Schokoladenlebkuchen die Herzen des jungen Publikums gewann. Melis Cirpici bezauberte an seiner Seite als liebliche Papagena. Atilgan Kaptanoglu machte mit seiner etwas holprigen Darbietung am Klavier deutlich, wie wichtig unablässiges Üben ist.