Swingend, bluesig, lyrisch, cool

von Redaktion

Scott Hamilton begeistert mit dem Bernhard Pichl Trio im Le Pirate

Rosenheim – Dass in dem doch eher kleinen Rosenheimer Le Pirate immer wieder Jazzmusiker von internationalem Rang auftreten, liegt sicherlich an der besonderen Atmosphäre und dem enthusiastischen Stammpublikum des Jazzclubs. Nicht zuletzt aber ist es auch dem Samerberger Schlagzeuger Michael Keul zu verdanken, der auf seinen Tourneen mit namhaften Solisten diesen Ort stets „mitnimmt“. Zum wiederholten Male war es diesmal der Tenorsaxofonist Scott Hamilton, mit dem Keul dort auf der Bühne stand.

Hamilton hat mit Jazzgrößen wie Benny Goodman, und Gerry Mulligan gespielt und ist von bedeutenden Tenorsaxofonisten wie Ben Webster, Coleman Hawkins oder Lester Young beeinflusst, deren Stile er zu einem eigenen Sound verschmolzen hat.

Neben Michael Keul am Schlagzeug unterstützten der Bassist Rudi Engel und der Pianist Bernhard Pichl den „Großmeister des Mainstream“, wie man Scott Hamilton oftmals nennt, denn Hamilton vereint alle musikalischen Tugenden des Jazz von der Swing-Ära bis zum Hardbop. Das souverän swingende Zusammenspiel und stets stilistisch geschmackvolle Improvisationen aller Musiker dominierten dabei das Programm, oft angereichert mit bluesigen, lyrischen und coolen Elementen.

Der Abend begann ganz kammermusikalisch swingend noch ohne Schlagzeug im Trio mit dem Standard „How About You“ und setzte sich fort mit Leonard Bernsteins „Lucky To Be Me“, wobei dann Michael Keul mit dezenter Besenarbeit dazukam. Der Blues „The Plain But Simple Truth“ wurde unisono mit Bass und Tenorsaxofon gestaltet und mündete in heiße Soli, bei denen alle Register des Mainstream-Jazz gezogen wurden: Scott Hamilton phrasierte entspannt und differenziert seine Klanggeschichten, Bernhard Pichl überzeugte mit perlenden Läufen und sparsam gesetzten Akkorden, Rudi Engel zupfte flexibel im Triolenfeeling seine Saiten und Michael Keul trommelte aussagekräftige rhythmische Figuren im Dialog mit dem Saxofon.

Das stilistisch breit gestreute Spektrum enthielt auch Stücke mit lateinamerikanischen Rhythmen wie den „Recado Bossa Nova“ von Hank Mobley oder Dizzy Gillespies Komposition „Tin Tin Deo“, die vom afrokubanischen Ostinato-Beat im Mittelteil zum Swing wechselte und in der im Schlussthema Gillespies „Manteca“ zitiert wurde.

Filmmelodien und lyrisch gestaltete Balladen wie „Pure Imagination“ bereicherten das Programm ebenso wie weniger bekannte Stücke, zu denen der melodisch und harmonisch interessant gestaltete Broadway-Song „I’ve Just Seen Her“ gehörte.

Die Virtuosität aller Solisten zeigte sich besonders bei der Interpretation des Klassikers „Sweet Georgia Brown“, den sie im Höllentempo und in moderner Auffassung mitreißend interpretierten. Konsequenterweise war dann auch die auf Rhythm Changes basierende Bebop-Nummer von Dizzy Gillespie der offizielle Schlusspunkt, bevor Scott Hamilton im Duo mit Bernhard Pichl das Wohlfühlkonzert mit der wunderschönen Ballade „Tenderly“ ausklingen ließ.

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