Rosenheim – „Moorleichenpoker“, das ist mal was anderes, dachte sich das Ensemble der Volksbühne St. Nikolaus in Rosenheim und inszenierte unter Leitung von Richard Martl diese amüsante, kurzweilige Komödie von Heidi Faltlhauser voller Verve und Witz.
Nach 15 Jahren taucht die Lies als Tote auf
Von Anfang an spannend wie ein Krimi mit jeder Menge Action und Situationskomik, magischen Momenten und überraschenden Wendungen begeisterten die Akteure das Premierenpublikum. Völlig aufgelöst stürzt der Torfstecher Luis (Thomas Wratzlawek) gleich zu Beginn in die Stube der Witwe Erlhofer (Marion Winkler), um ihr von seinem Moorleichenfund, der Stiefelies, zu berichten. Nach 15 Jahren ist die plötzlich verschwundene junge, lebenslustige Frau als Tote aus dem Moor aufgetaucht und sorgt für reichlich Wirbel im Haus der nicht immer gesetzeskonform lebenden Witwe.
Probleme durch eine männliche Ratschkathl
Da stellt sich doch die Frage: „War`s a Unglück oder Mord?“ Muss man „so a saubleede G`schicht“ überhaupt aufwärmen? Klar, dass der Gendarm (Robert Mayr) von der Leich nichts wissen darf, auch sonst soll Luis Stillschweigen bewahren. Doch die männliche Ratschkathl informiert unverzüglich den Totengräber Hartl (Hannes Ginthör), der seiner ehemals Angebeteten ein ordentliches, christliches Begräbnis ausrichten möchte, notfalls als Sargbeigabe des totkranken Zeindl-Opas.
Ein ganz anderes Problem für die Wittib ist ihre abergläubische Tochter Kath (großartig gespielt von der Bühnendebütantin Evi Mayr), die die Druden und „Nebeweiba“ mit Bannflüchen vom Haus weghalten will. Eine Moorleich im Haus, das wär für das Madl a Graus und so darf auch die Tochter von der im Hühnerstall versteckten Toten vorerst nichts wissen. Vielmehr soll die Baderin Zenz (Doris Reuter) Kath von ihrem Hexenwahn befreien. Außerdem ist da noch der flüchtige Italiener Firenze (hervorragend gespielt von Florian Schrei), der ebenfalls im Hühnerstall Unterschlupf gefunden hat.
Welche Rolle der Hintermoar Bauer (Richard Martl) und seine Frau (Monika Fath) in dem Stück spielen, wird nicht verraten. Nur so viel – die zwei sorgen für Spannung, Verwirrung, heitere Verfolgungsjagden und jede Menge „Ramasuri“.
Es wird gezockt, gezankt und gehext
„Moorleichenpoker“ ist absolut sehenswert und garantiert einen amüsanten Abend mit urigen Disputen und makabren Wortwechseln in bestem Altbayrisch. Es wird gezockt und gezankt, gehext und getrunken. Und dem vergeblich in „Amtsdeutsch“ redenden Gendarmen wird der Zahn gezogen, schnellen Gewinn zu machen.
Besonderes Lob gebührt dem Bühnenbau von Franz Grießl, dessen zweigeteiltes Bühnenbild mittels begehbarem Kleiderschrank Wohnstube und urigen Hühnerstall vortrefflich verbindet und mittels Beleuchtungstechnik die Spielorte passend in Szene setzt.
Zu sehen ist der mitreißende Dreiakter „Moorleichenpoker“ noch am 2., 3., 8., 9., 15., 16., 22., und 23. November im Künstlerhof am Ludwigsplatz. Beginn ist am Freitag und Samstag um 20 Uhr, am Sonntag um 18 Uhr. Einlass und Bewirtung jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Karten gibt es im Ticketzentrum Rosenheim, Stollstraße 1 am Busbahnhof, und unter Telefon 08031/15001. Mehr Infos: www.volksbuehne-ro.de.