20 Jahre „legale“ Saitensprünge

von Redaktion

Interview Thomas Jahn, Kurdirektor von Bad Aibling und Festival-Organisator

Bad Aibling – Seit 15 Jahren ist er der Herr über die Saitensprünge. Und so manchen schlechten Witz mag er beim gesprochenen Wort darüber eingesteckt haben. Nichtsdestotrotz: Die Saitensprünge von Bad Aibling sind längst eine Marke geworden mit dem Etikett „exquisit“. Von Dienstag, 5., bis Sonntag, 24. November, geben sich nun wieder Gitarren-Stars die Klinke im Kurhaus Bad Aibling in die Hand. Zum 20. Mal. Grund für einen Blick zurück und einen voraus zusammen mit Kurdirektor Thomas Jahn:

Seit wann sind Sie mit im Organisations-Boot?

Ich selbst bin seit April 2005 mit im Organisationsteam für das Gitarrenfestival, das heißt, in diesem Jahr darf ich zum 15. Mal dabei sein.

Wie wird das runde Bestehen begangen?

Wir haben intensiv diskutiert, wie wir dieses Jubiläum feiern wollen und haben uns dann entschieden, ein „Best-of-Programm“ der letzten 20 Jahre zusammenzustellen. Auch kein einfaches Unterfangen, denn für jeden von uns gab es andere Highlights. So hat schließlich jeder seine Liste mit zehn Künstlern angefertigt und die Überschneidungen haben wir engagiert.

Was waren für Sie persönlich die Höhepunkte in zwei Jahrzehnten und warum?

Da lässt sich sicher nicht ein einzelner Künstler oder Moment benennen. Dass John McLaughlin in Bad Aibling gespielt hat, war ganz sicher eine Sensation. Ein lustiges Erlebnis war auch das Konzert mit Trio des Sol, als der Stuhl von Freddie Bryant ganz langsam unter ihm zusammenbrach – er aber ohne einen Takt zu verlieren weiterspielte und die restlichen Bandmitglieder sich dann ebenfalls hinsetzten oder standen. Das Publikum hat erst gestaunt, dann gelacht und zum Schluss ohne Ende applaudiert!

Was war der Publikumsmagnet in dieser Zeitspanne?

Das ist eine unglaublich schwere Frage. Die beiden Konzerte des Ukulele Orchestra of Great Britain waren restlos ausverkauft. Aber unvergessen ist sicher für alle, die dabei waren, das sensationelle Konzert aus 2017 mit Eliot Fisk, Aniello Desiderio und Joaquin Clerch. Jeder Musiker hatte schon mindestens einmal als Solist bei uns gastiert – als Trio war es eine Weltpremiere – und das Publikum stand am Ende im großen Saal!

Saitensprünge sind längst eine Marke geworden – warum und wodurch?

Der Grund für diese Entwicklung ist sicher, dass wir konsequent unsere Linie fahren, das heißt, das Instrument steht im Mittelpunkt und die Künstler gehören zur absoluten Weltspitze. Somit können sich die Besucher immer darauf verlassen, ein exzellentes Programm zu hören, auch wenn sie den Künstler vielleicht nicht kennen.

Aber auch die Sichtbarkeit des Festivals in der Stadt – nicht nur im November – sorgt für wichtige Aufmerksamkeit.

Ein Festival so lange auf diesem Niveau zu halten und immer wieder die Menschen zu begeistern, ist nicht selbstverständlich und freut uns alle sehr. Das ist ein weiterer Grund für den Erfolg. Das ganze Team der Aib-Kur begleitet mit Leidenschaft das Festival. Das schließt auch Familienmitglieder ein, die dann Abendkasse, Einlasskontrolle oder die Fotografie übernehmen.

Welche Künstler stehen noch auf der Agenda?

Von den großen Musikern der akustischen Gitarre waren so ziemlich alle in Bad Aibling. Wir suchen Jahr für Jahr neue Stars, die unser Publikum begeistern. Was für uns noch ein Traum ist, wären Elton John oder auch Mark Knopfler. Wir arbeiten seit Jahren schon an diesen Ideen, aber entweder fehlt das nötige Budget oder die Termine passen nicht. Aber vielleicht zum 25-Jährigen?!

Wie viel Vorbereitungszeit braucht es bis zum Auftritt?

Die Planungen für das Festival laufen konsequent immer, also mindestens ein Jahr im Voraus beschäftigen wir uns mit dem folgenden Jahr. Bei manchen Künstlern haben wir aber zwei bis drei Jahre Vorlauf.

Wie entstand das Festival?

Begonnen hat alles in Aschau. Hier hat Johannes Erkes das Gitarrenfestival aus der Taufe gehoben. Schnell stieß er dort jedoch an räumliche Grenzen und war auf der Suche nach einer anderen Location. Und hier kam Klaus Schönmetzler, der damalige Kulturreferent des Landkreises, zu Hilfe. Er empfahl Erkes nach Bad Aibling zu gehen, stieß auf offene Ohren und die Erfolgsgeschichte begann. Beiden Personen sind wir zu ganz großem Dank verpflichtet.

Was macht die Veranstaltungsreihe so besonders?

Die Besonderheit unseres Festivals ist sicher die ganz persönliche Note und zwar einerseits zwischen Künstler und Publikum, weil die Musiker in der Regel in Sälen spielen, die deutlich größer sind, als in unserem Kurhaus. So hat der Zuschauer das Gefühl direkt mit dem Künstler in Kontakt treten zu können.

Andererseits aber auch die sehr persönliche Verbindung zwischen dem Künstler und der Organisation. In der Regel bekommt der Künstler seine Wünsche erfüllt, wir betreuen ihn selbst und gehen immer nach dem Konzert mit ihm noch essen. Das alles schafft Vertrauen, überträgt sich auf die Künstler und das Publikum.

Nicht vergessen darf man die herausragende Akustik in unseren Sälen. Auch davon sind Zuschauer, wie Musiker restlos begeistert. Wenn Sie einen Solo-Gitarristen wie Manuel Barrueco ohne Verstärkung in einem ausverkauften großen Saal hören und diese Atmosphäre aufnehmen, ist es etwas ganz Besonderes.

Spielen Sie selbst Gitarre?

Nein!

Gibt es „Kinder-Saitensprünge“?

Wir haben vor etlichen Jahren damit begonnen, ein Kinderkonzert einzuführen – und das ist uns mit großem Erfolg gelungen. Jedes Jahr stehen Musiker auf der Bühne, die ein spezielles Kinderprogramm anbieten.

Diese Konzerte sind immer bis auf den letzten Platz ausverkauft und wir hoffen, dass wir auf diesem Weg auch junge Menschen, für das Instrument und die Musik begeistern können. Eine Ausweitung wird es, zumindest aus heutiger Sicht, nicht geben.

Hüten die Künstler ihre Gitarren wie „rohe Eier“? Gibt es besondere Vorkehrungen vor dem Auftritt ?

Oh ja, die Künstler passen auf ihre Instrumente sehr genau auf und sind sehr sensibel im Umgang damit. Die Künstler erscheinen rechtzeitig zum Sound-Check und dann bleiben die Gitarren auch in den Räumen bei den dann gleichen Temperaturen. Trotzdem müssen die Musiker sie immer wieder neu stimmen, da die Umgebung sich durch die Zuschauer, die Scheinwerfer oder andere Einflüsse verändert.

Das schadet jedoch nicht den Instrumenten.

Was war die wertvollste Gitarre, die in Bad Aibling bespielt wurde (Geldwert oder ideeller Wert)?

Das kann ich tatsächlich nicht beantworten, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass einige Instrumente durchaus sehr wertvoll waren oder einen hohen ideellen Wert besaßen.

Interview: Elke Wrede-Knopp

Heringe fürs Gitarrenspiel

Es gibt einen Spruch, um sich die Gitarrensaiten zu merken:

E ine

A lte

F rau

G ing

H eringe

E inkaufen

Herr Jahn, was fällt Ihnen bezogen auf die Saitensprünge zu den einzelnen Buchstaben ein?

E inzigartige Stimmung in Bad Aibling zum Festival

A bwechslungsreich

F lamenco

G roßer Spaß – Jahr für Jahr

H erausragende Künstler

E motionen