30 Jahre „Jazzica“

von Redaktion

Mitbegründer Manfred Lenz über Jazz, Latin, Funky Soul und Highlights der 60er- und 70er-Jahre

Rosenheim – Eine der ältesten Bands im Landkreis feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Mitbegründer Manfred Lenz ist seit Anfang an Kopf und Stimme der Band „Jazzica“. In seinem Elternhaus waren die ersten bewussten musikalischen Eindrücke in der Epoche zwischen Rock-’n’- Roll- und Beat-Generation Schlager der 60er-Jahre.

Ein Instrument zu lernen scheiterte zum einen an den Finanzen – die Familie lebte zu viert auf 25 Quadratmetern in einem kleinen Häuschen – zum anderen aber an der eigenen Faulheit, als Lenz das Angebot der Oma, die Kosten für Klavierstunden zu übernehmen, ausschlug.

Radioprogramme, die den Geschmack aufbegehrender Jugendlichen bedienten, waren in den 60er-Jahren dünn gesät, lediglich im BR waren es der Zündfunk und Club 16 mit seiner Kennmelodie „Jessica“ von den Allman Brothers, oder die Musikbox im ORF mit ihren fundierten Features. Aber auch der AFN mit seinen Country- und Rocksparten und Radio Free Europe mit dem Ziel, Rock- und Beatmusik im Kalten Krieg hinter den Eisernen Vorhang auszustrahlen, boten moderne Popmusik.

Kein Wunder also, dass sich Manfred Lenz vom Verdienst seines ersten Ferienjobs ein Tonband kaufte, um Musik aufzunehmen, abzuhören und Texte zu notieren. Plattentauschen und eine klasseninterne wöchentliche Hitparade am Gymnasium förderten sowohl Verständnis als auch die tiefere Auseinandersetzung mit anderen Stilrichtungen. Dass er damals dem Beatles-Lager angehörte, erklärt auch sein Faible für die Fab-Four in der Auswahl seiner Songs sowohl für „Jazzica“ als auch für die Oldie-Band „The Fine“, mit der er am 18. Januar 2020 das Erinnerungskonzert im Kolbermoorer Grammophon feiert.

Vor 30 Jahren, nach einigen Jahren als Schlagzeuger bei der Old-Stack-O’Lee-Jazzband und lange nach seiner ersten Band „Tonwerk“, von der ihn Joachim Peschko († 1988) zu Proben in Richtung Jazz mitnahm, beginnt die Historie der Band „Jazzica“. Manfred Lenz konzentrierte sich nur noch auf den Gesang, betont aber, dass er sich selbst nicht als Musiker, sondern als Musikant sieht. Er begann zahlreiche Jazzstandards zu covern, orientierte sich vor allem an Sinatra, Sammy Davis Jr., Ella Fitzgerald und Ray Charles. Im Laufe der Jahre erkannte er auch das enorme Potenzial von Tom Jones und David Clayton Thomas (Blood Sweat & Tears), die heute zu seinen großen stimmlichen Vorbildern zählen, während er von den Texten die Beatles, Bob Dylan oder die Kinks auf der Oldie-Schiene an oberster Stelle einordnet.

Jazzica brachte aus der Stammbesetzung mit Holger Ernst und Bernd Ziegler zwei Profimusiker hervor, die heute als Kontrabassisten in namhaften Orchestern in Madrid und Wien spielen. Richard Prechtl ist als Trompeter ein gefragter Gastmusiker im ganzen Landkreis und zeitweise Akteur bei „Jazzica“, genau wie Mulo Francel oder D.D. Lowka, die heute weltweit mit Quadro Nuevo unterwegs sind.

In den vergangenen Jahren wurden jedoch die Auftritte durch mangelnde Veranstaltungen und dem Anstieg der Zahl guter Musiker und Bands weniger. Trotzdem ist für Lenz, den Gründer der Musikinitiative Rosenheim (MIR), ein Tag ohne Musik unvorstellbar. Die drei Berufsmusiker gestalten ihre Auftritte heute mit einem Mix aus Jazz, Latin, Funky Soul und Highlights der 60er- und 70er-Jahre.lüe

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