„Der Lehrer ist sich selbst ein Rätsel“

von Redaktion

Hans Klaffl gibt am Gymnasium Raubling tiefe Einblicke ins Pauker-Dasein

Raubling – Kabarettist Hans Klaffl, selbst Lehrer, geht in der bis zum letzten Platz gefüllten Aula des Gymnasiums Raubling als Oberstudienrat K. vom fiktiven Lukas- Podolski-Gymnasium verschiedenen Aspekten des Pauker-Daseins auf den Grund. Es ist eine Beleuchtung der Pädagogen-Wirklichkeit in zwei Stunden Frontalunterricht.

Warum wird man
überhaupt Lehrer?

Als bedauernswerte Kreatur des korrigierenden Lehrers erzielte er den ersten Lacherfolg, als er, mit einer Flasche Wein psychologisch gewappnet, „Exen“ bewertete, bis er selbst nicht mehr wusste, was er da wohl gefragt haben könnte. Dazu kam noch die Erkenntnis, dass es wohl eine Stunde dauere, bis die Rotweinflecken mit pädagogisch korrektem Kaffee überpinselt seien.

Deshalb folgte, logisch völlig richtig, die Überlegung „Warum wird man überhaupt Lehrer?“ – die dann in der, eigentlich von einem anderen Milieu bekannten, Bekenntnis gipfelte: „Ich war jung, ich brauchte das Geld.“ Und, weil ein Lehrer nie so richtig aus seiner Haut kann, lieferte er dann auch gleich die Erklärung dafür, warum das lustig ist.

Charakterstudien über das Kollegium

Für Heiterkeitsausbrüche des Publikums sorgte die genüssliche Charakterstudie der vier Lehrertypen mit bajuwarischer Herzlichkeit. Da wäre denn zunächst einmal der Typ „Sedlmayer“, dessen Motto ist: „Jaaaa …. Pffff … Probleme mit Schülern hob I neeet. Wenn, dann ham die Schüler a Problem mit mir.“ Dann gibt es den Typ „Gütlich“: „Ständig überlastet, von den Bedenken, die er trägt“ und schauspielerisch auf den Punkt gebracht durch gramgebeugtes Sorgengesäusele „Uiuiuiu.“ Typ „Gmeinwieser“ dagegen ist „a ganz Hagelbuchener“, der mit Hopplahopp-Mentalität und Brachialrhetorik „der Schüler ist der natürliche Feind des Lehrers“ eher die unteren Ränge der intellektuellen Skala abdeckt. Typ „Gregorius“ ist als Altphilologe immer völlig durchgeistigt unterwegs, wirft permanent mit lateinischen Phrasen um sich und ist ein Meister der Perfektion „mündliche Noten haben bei Gregorius zwei Kommastellen!“. Auch die Betrachtung der einzelnen Typen bei einer Lehrerkonferenz sorgt wiederum für tosendes Gelächter in der Aula: „Der Gmeinwieser kopiert sich seine Bildzeitung auf A4 und der Sedlmaier füllt sich sein Weißbier in einen Tetrapack“.

Danach wurde die Politik durch den Kakao gezogen: Beckstein habe gefordert, Schüler sollten „ein Musikinstrument lernen, bevor sie am Pausenhof Drogen verkaufen“. Klaffl staubtrocken: „Warum der Instrumentalunterricht zeitlich vorangestellt sein soll, weiß ich auch nicht.“ Insgesamt bekam jeder noch seine ironische Dusche ab. Zur Betrachtung der Situation von der Schülerseite her macht es sich der Kabarettist vor dem Klavier gemütlich: In typischer Schülerhaltung, weit nach hinten gelehnt, besang er den stressigen Schulalltag mit Monty Python’schem Hintersinn und auch deren Musik aus „Don’t worry, be happy“.

Natürlich darf auch das Elterngespräch bei der Tiefenschürfung im Abgrund von Lehrerseelen nicht fehlen. Hier wird den Lehrern endlich einmal etwas über Pädagogik erzählt, wie Klaffl sehr anschaulich mit Klavier und Kontrabass persifliert.

Leicht angestaubter Politikbezug mit Witz

Wer als unbedarfter Nichtlehrer im Stillen dachte „Na ja, das ist doch alles etwas überzogen!“ konnte sich von den anwesenden Pädagogen eines Besseren belehren lassen: Viele haben sich in den einzelnen Typen wiedererkannt. Die Noten für Aktualitätsbezug würden zwar nicht so optimal ausfallen, denn Bezüge zu Beckstein und Podolski sind nicht mehr ganz taufrisch. Aber das begeisterte Publikum hatte mit den pointiert ausgearbeiteten Szenen einen Riesenspaß und applaudierte bis zur Zugabe.

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