Rosenheim – In „Strehle’s“ Biokantine gab es abends besondere musikalische Genüsse. Viele interessierte Hörer füllten den Raum, denn zweieinhalb Jahre nach ihrem letzten Rosenheimer Auftritt waren „Embryo“ wieder zurück – mit dem hochklassigen indischen Duo „Music of Benares“ als Partner und rotem Feuerwehrauto.
Zum Verständnis des Ganzen hilft ein Blick auf die Historie der Band: 1969 gründete Christian Burchard diese als eine Art weltmusikalisches Projekt, bei dem über 400 Musiker zeitweilig als Gäste mitwirkten, darunter internationale Stars wie Sigi Schwab, Trilok Gurtu oder Charlie Mariano. Vor allem die Kontakte nach Asien und die Zusammenarbeit mit indischen Musikern standen und stehen im Fokus der Musik, und seit 2016 pflegt die Multiinstrumentalistin Marja Burchard, Tochter des 2018 verstorbenen Bandgründers, das Erbe weiter.
Ruhig und mit meditativem Duktus („dem Mond gewidmet“) erfolgte der musikalische Einstieg, in einem Aufwogen und Abschwellen der Klangbilder und mit den indischen Stars Deobrat und Prashant Mishra an den Tablas und der Sitar in der Mitte. Burchard spielte ein kurzes, aber feines Solo am Hackbrett, Trompete (Sascha Lüer) und Bass (Maasl Maier) stiegen mit ein und ließen das wunderbar lange Stück in einem furiosen Finale und erstem Riesenapplaus des Publikums münden.
Der gemeinsame Klang bildete Jazz typisch den Rahmen für einige feine solistische Ausflüge. Marja Burchard wechselte fliegend ans Keyboard und spielte das Intro zu einem dem November gewidmeten Stück mit einem eingängigen, gleichermaßen lässigem wie minimalistischem Grundthema, über dem improvisiert wurde. Übergangslos nahm die Band in einem wilden Ritt Fahrt auf und entwickelte mit treibenden Rhythmen eine ungeheure Dynamik – eine Choreografie voller reizvoller Kontraste! Die Formation war jetzt vollends in ihrem Element und steigerte nochmals Rasanz und Tempo, voller Temperamentsausbrüche der Musiker. Deobrat und Prashant Mishra wirbelten an Tabla und Sitar und das Eingespieltsein der Band präsentierte stets neue kleine klangliche Überraschungen.
Der Sound des Quintetts aus zwei musikalischen Kulturen entwickelte einen starken, dynamischen Sog, dem man sich nicht entziehen konnte. Zum einen voller komplexer Rhythmik, in Kombination mit filigranen Melodiestrukturen an Sitar und Vibrafon, bis hin zu beinah rockigen Passagen. Deobrat Mishras Tabla-Solo wurde ebenso bejubelt wie Prashants zungenbrecherischer Scat-Gesang.
Der faszinierende Gesamtsound mit der Collage aus westlichen und indischen Elementen ging harmonisch in den langen, komplexen Kompositionen auf und in beinah tanzbare Grooves über, das Publikum ging enthusiastisch mit und dankte nach einem kleinen Zugabenteil mit begeistertem Applaus. Andreas Friedrich