„Mit zu lieben bin ich da!“

von Redaktion

Ausstellung zum 100. Geburtstag der Bildhauerin Marianne Lüdicke in Prien

Prien – „Die andere Marianne Lüdicke“ heißt die aktuelle Ausstellung im Priener Heimatmuseum. Anders deshalb, weil Arbeiten der Künstlerin aus den Jahren 1945 bis 1960 gezeigt werden.

Zum 100. Geburtstag von Marianne Lüdicke hat Kreisheimatpfleger Karl Aß Bronzen, Steinplastiken, Terrakotten, Tonbozetti und Gipsmodelle sowie viele Zeichnungen aus der Marianne-Lüdicke-Stiftung von der Kunstsammlung der Gemeinde Prien ausgewählt. Darunter ist eine Neuentdeckung des 14-teiligen, hochformatigen Kreuzwegs in Zementguss in der Kirche St. Klara in München-Zamdorf. Bei den Reliefs stellte Lüdicke ihr kompositorisches Können, die Schlichtheit und Farbigkeit eindrucksvoll unter Beweis. Im Gegensatz zu den großen Plastiken, wie sie im Priener Ortsbild zu sehen sind, so die Gruppe „Begegnung“ vor dem Rathaus oder die Skulptur eines lesenden Mädchens vor dem Ludwig-Thoma-Gymnasium, sind zumeist kleine oder mittelgroße Figuren zu sehen. Die meisten der Kleinplastiken sind nach Motiven aus Dorf und Feld entstanden, gedrungene Mädchen, Bäuerinnen und Arbeitsfrauen vom Land, auch als Akte. Sie fesseln durch den Gegensatz zwischen sinnenfreudig durchmodellierten und rauen, plastisch amorph gebliebenen Partien der Oberfläche. Ein Stilmittel, das den Arbeiten etwas Frisches, Ursprüngliches und Skizzenhaftes verleiht.

„Menschen und Tiere, diese beiden Themen reichten Marianne Lüdicke für ein Leben“, schrieb Landkreis-Kulturrefent Klaus Jörg Schönmetzler.

Nur ein paar Skulpturen haben einen eher abstrakten Charakter, zum Beispiel „Die Schlafende“. Doch Marianne Lüdicke wollte nie mit Ernst Barlach verglichen werden. Sie orientierte sich eher an den archaischen Skulpturen der griechischen Kunst und an den Plastiken der Etrusker, beide ihre großen Vorbilder. Erwähnenswert ist auch, dass in dieser Ausstellung neben der zahlreichen Zementgüsse der erste Bronzeguss der Künstlerin, „Die Nähende“ (1951) zu sehen ist.

Eine Besonderheit ist ebenso die Gegenüberstellung von Skizzen beziehungsweise Zeichnungen und Reliefs, so „Die Traubenernte“ oder „Magd mit Kühen“. Auch die Mädchenköpfe als Zementgüsse im Nebenraum der Ausstellung überraschen. Alles in allem scheint der Ausstellungsbesucher zu spüren, was Marianne Lüdicke zu ihrem Leitspruch gemacht hatte, nämlich das Zitat des Philosophen Sophokles; „Nicht mitzu hassen, mit zu lieben bin ich da“. Ihre Arbeiten strahlen allesamt Herzlichkeit und Menschlichkeit aus.

Mit dieser Ausstellung bedankt sich Prien bei Marianne Lüdicke, die nach ihrem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München seit 1941 in Weisham zwischen Bernau und Prien lebte und arbeitete. Von dort aus nahm sie regelmäßig deutschlandweit an Ausstellungen teil und war als Mitglied der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft in der Jury der Münchner Großen Kunstausstellung. Außerdem war sie eine unter den Künstlern der ersten Ausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland, die im Jahr 1945 in Prien stattfand.

Die Ausstellung „Die andere Marianne Lüdicke“ im Priener Heimatmuseum ist zu sehen: an den Adventswochenenden Freitag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr, am 23. Dezember bis 12. Januar: täglich 14 bis 17 Uhr (außer 24., 25. und 31. Dezember), ab 17. Januar bis 2. Februar: wieder freitags bis sonntags 14 bis 17 Uhr.Gertie Falk

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