Seit 2002 gibt das Volksmusikarchiv und die Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern eine CD-Reihe mit Neuaufnahmen von Liedern aus der Sammlung von Kiem Pauli heraus. In Zusammenarbeit mit Sängern, Musikanten und Volksmusikfreunden aus ganz Oberbayern und seinem Förderverein hat das Volksmusikarchiv bereits elf CDs mit Instrumentalmusik zu Themen wie Alm, Jagd, Bauernleben, Wildschützen und Räuber herausgebracht.
Mit dem Titel „O Wunder, was soll das bedeuten?“ erschien 2010 eine CD mit überlieferten Liedern aus der Zeit um 1920, die der Kiem Pauli (1882 bis 1960) bei seinen Sammelfahrten ab Mitte der 20er-Jahre im südlichen Oberbayern aufgeschrieben und im Jahr 1934 in seiner „Sammlung Oberbayrischer Volkslieder“ veröffentlicht hat. Im Mittelpunkt der Lieder stehen der Advent mit den Klöpfel-, Verkündigungs- und Herbergsucheliedern, das Weihnachtsfest mit Hirten- und Krippenliedern und schließlich die Neujahrs- und Sternsingerlieder. Einige dieser Lieder finden sich, zum Teil textlich und melodiös variiert, im Repertoire vieler heutiger Gesangsgruppen.
Da spürt man eine ganz selbstverständliche christlich-volksfromme Grundlage, aber auch die Umformungen und Neuinterpretationen im Gebrauch der Sänger: Die Benennung der Gaben, die die Hirten dem kleinen Kind in die Krippe bringen, sollen die Hausbewohner motivieren, den vor ihrer Türe singenden Klöpflern etwas zu geben.
Die Lieder stammen zum Großteil aus der mündlichen Überlieferung, aber auch aus Aufzeichnungen von Sängern und lokalen Sammlern. Bei einigen Liedern lag zunächst nur der Text vor, die Musik wurde ergänzt. Sowohl örtliche als auch umherziehende Sänger trugen diese Lieder vor. Einige Lieder hat Kiem Pauli auch im Verbreitungsgebiet des OVB und seiner Heimatzeitungen aufgezeichnet, zum Beispiel in Oberaudorf („Joseph und Maria bitten um ein Obdach“, „Ich wachte im Tal“, „Auf, auf, ihr Hirten, lafts mit Begierden“), Au bei Bad Aibling („Auf, ihr Brüada, gehts mit mia!“, „Ja Wunda üba Wunda“, „Die heiling Dreikini mit ihrigem Stern“), Sachrang („Ihr Hirten, erwacht“) oder Schonstett („Auf Nazareths Fluren“).
Beim „Weihnachtslieder Selber Singen“ am heutigen Freitag, 20. Dezember, 18 Uhr, in Rosenheim an der Hafnerstraße vor dem Gebäude der OVB-Redaktion und am morgigen Samstag, 14 Uhr, in Mietraching stehen auch Lieder aus der Sammlung, die auf der CD zu hören sind, wie zum Beispiel „Gott grüaß enk, Leutln, allezamm“, „Jetzt kommt die heilig Weihnachtszeit“ oder „O Wunder, was soll das bedeuten?“. Bei diesen Texten und bei der Archivöffnung am morgigen Samstag von 10 bis 12 Uhr im Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern am Krankenhausweg 39 in Bruckmühl ist diese CD zum Sonderpreis von fünf Euro erhältlich. ES