Wenn das Biest zum König wird

von Redaktion

Rumänisches Staatsballett zieht Kinder und Erwachsene im Kuko in seinen Bann

Rosenheim – Der Vorhang öffnet sich – und man taucht ein in das Märchenschloss: Prächtige Gewänder schimmern, und die zahlreichen Kinderaugen im Saal des Kultur- und Kongresszentrums in Rosenheim beginnen zu glänzen. Die Musik setzt ein, die Tänzerinnen und Tänzer beginnen, ihre Körper im Takt zu drehen und zu wiegen: Der Zauber von „Die Schöne und das Biest“, getanzt vom Rumänischen Staatsballett Fantasio, beginnt.

Die böse Fee möchte den Thronfolger heiraten, aber der Prinz lehnt ab. Daraufhin verwandelt sie ihn in ein hässliches Ungeheuer, das Biest. Er fristet sein Dasein in einem alten Schloss, dargestellt mit einem für ein Wanderballett außergewöhnlich aufwendigen und detailreichem Bühnenbild. Bis sich eines Tages ein Kaufmann nach einer Handelsreise dorthin verirrt. Er stiehlt eine der wunderschönen Rosen an der Schlossmauer – und muss dem Biest dafür seine jüngste Tochter, die Schöne, überlassen, sofern er nicht selbst sterben will. Erst will der Vater sich für seine Tochter opfern, aber sie, selbstlos und tugendhaft, setzt sich durch: Sie geht zum Biest. Sie erkennt den wahren, guten Kern, der in dem Biest steckt, und dann verlieben sie sich. Der Bann ist gebrochen. Und wie es im Märchen so ist, heiraten sie und werden König und Königin.

Obwohl während des Auftritts fast kein Wort von der Bühne ertönte, konnte man die Handlung gut verstehen. Viele kleine Details – gerade in den Nebenrollen – brachten die Kinder zum Lachen oder die Erwachsenen zum Nachdenken. Zum Beispiel die Schwestern der Schönen, wie sie mit ihren Freiern schäkerten.

Und viel mehr als das: Alle Tänzerinnen und Tänzer bewegten sich derart ausdrucksstark zur Musik, sie flogen über die Bühne, sie drehten sich, sie tippelten, schwebten oder schlichen. Und mit diesen Bewegungen und ihrer Gestik und Mimik erzeugten sie Emotionen, die echt wirkten: Trauer um die vermeintlich verlorene Tochter. Verzweiflung, weil man sich nicht geliebt fühlt. Freude über Geschenke, aber auch Neid, weil jemand anderes das bessere Geschenk bekommen hat. Oder das Gefühl der Freiheit im Wald.

Tänzerisch beeindruckend umgesetzt waren die vielen Kämpfe, die das Biest im Laufe der Handlung auszutragen hatte. Was nach dem Ende blieb, war ein begeistertes erwachsenes Publikum – und leuchtende Kinderaugen.

Artikel 5 von 11