Rosenheim – „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“, singt Simon Ladner einer tobenden Menge entgegen. Einige Fans der Band „Django S“ dürften da nicht zu 100 Prozent zustimmen: Für sie könnte es das Schlimmste sein, dass das letzte Kapitel der Erfolgsgeschichte „Django S“ zu Ende ist. So wie das Bier irgendwann alle ist, löst sich die Band nach zehn gemeinsamen Jahren auf.
„Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt, um aufzuhören“, sagt Gitarrist Martin Brandl. Simon Ladner, einer der beiden Trompeter, fügt hinzu: „Wir freuen uns aber, mit dem Ballhaus eine der größten Konzerthallen Rosenheims für unser letztes Konzert zu haben. Davon können wir noch unseren Kindern erzählen.“
„Zwoa Bier“
als Vorband
Die Live-Produktion sei so groß wie nie zuvor gewesen, die Setlist bestand aus Songs, die der Band am besten gefielen. Als Vorband spielte „Zwoa Bier“, mit denen „Django S“ seit 2012 öfter zusammen gespielt hatte. Auch die Fans wollten sich die letzte Show nicht entgehen lassen: Aus ganz Deutschland pilgerten sie in das Ballhaus.
Vor zehn Jahren gründeten Brandl und Schlagzeuger Valentin Limmer „DjangoS“. Mit der Zeit kamen Sänger Leonard Spies, Bassist Klaus Moser, die Trompeter Ladner und Simon Maier sowie Posaunist Raphael Opperer dazu. Vom ersten Auftritt im Turmcafé im Lokschuppen bis hin zum letzten Konzert im Ballhaus ist es zwar nicht weit, aber dazwischen wurden viele Kilometer zurückgelegt. Die Band spielte 258 Konzerte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Kroatien und Tschechien und veröffentlichte die zwei Alben „Attacke“ und „Mund auf, PU-Schaum!“.
Aus einer Mischung aus Punk, Ska und Neo-Wave entstand der Musikstil „Bavarian Madness“, der laut Ladner auch Lebensgefühl sei. Zu schnellen Drums und Bläsern sang Spies wie der junge Falko – mal über gesellschaftliche Themen, mal über Partys.
Die gemeinsame Zeit sei wie eine Reise mit der Familie gewesen. „Anfangs waren manchmal mehr Leute auf der Bühne als im Publikum“, erinnert sich Ladner. „Doch zuletzt durften wir auf Festivals zusammen mit Bands wie ,The Offspring‘ spielen.“ Der musikalische Erfolg sei aber nur zweitrangig gewesen. „Das Wichtigste war der Spaß, zusammen Musik zu machen. Der Erfolg war dann eher das i-Tüpfelchen.“ Gute Laune sei immer garantiert gewesen, auch wenn es manchmal Diskussionen gegeben hätte. „Rückblickend würden wir nichts anders machen“, sagt Ladner. Die Stimmung zum Ende sei dementsprechend melancholisch. „Uns wird bewusst, wie viel wir gerade zum letzten Mal machen: die letzte Probe, der letzte Soundcheck. Da wird man wehmütig“, erzählt Ladner. Grund für die Auflösung sei nicht Streit zwischen den Musikern, sondern vor allem zeitliche Faktoren: die Bandmitglieder sind berufstätig oder studieren. Eigentlich war im Sommer die Produktion des dritten Albums geplant, doch man habe weder Zeit zur Planung noch einen gemeinsamen musikalischen Nenner gefunden. „Wir wollten nicht, dass es am Ende Streit gibt oder die Zusammenarbeit nicht mehr entspannt ist, deshalb haben wir uns entschieden, aufzuhören“, sagt Brandl.
Volles Haus
zum Abschied
Im ausverkauften Ballhaus feierten die sieben Musiker eine rauschende Abschiedsparty. Auf einer Leinwand wurden zuerst Szenen aus den vergangenen Jahren gezeigt, ehe die Band über zwei Stunden spielte. Auf der Bühne und im Publikum wurde mit nackten Oberkörper getanzt und gesungen. Am Ende des Konzerts holte „Django S“ auch ihr Management, Weggefährten und nicht zuletzt ihre Eltern auf die Bühne, um sich für die gemeinsame Zeit zu bedanken.
Wie es für die Bandmitglieder jetzt weitergeht, ist noch nicht sicher. „Wir genießen erst einmal die freie Zeit zu Hause, aber wir wollen auf jeden Fall weiter Musik machen“, sagt Ladner. Auch eine mögliche Wiedervereinigung von „Django S“ irgendwann sei nicht kategorisch ausgeschlossen. Vielleicht ist es mit der Band tatsächlich wie mit dem Bier: Irgendwann kann man sich wieder Neues holen.