Himmelsglanz spiegelt sich im Chorglanz wider

von Redaktion

Kammerchor Rosenheim feiert mit dem „Dettinger Te Deum“ die Reil-Orgel

Rosenheim – Vor zehn Jahren endete die Festwoche für die neue Orgel in der Rosenheimer Nikolauskirche mit Händels „Dettinger Te Deum“. Daran erinnerte Konrad Heimbeck und führte dieses glanzvolle Jubelwerk noch einmal auf, ebenso Händels Orgelkonzert in F op. 4 Nr. 5. Das von Simon Steinkühler angeführte Orchester produzierte einen flüssigen und gehaltvollen barocken Originalklang. An der Orgel – nicht an der gefeierten Reil-Orgel, sondern an einem Portativ – saß Christoph Ludwig aus Bad Aibling. Ein bisschen mechanisch wirkte sein Spiel, nicht sehr beschwingt.

Herb-romantisch
und kunstvoll variiert

Am Anfang sang der Kammerchor Rosenheim zwei A-cappella-Werke: „O Heiland, reiß die Himmel auf“ hat Johannes Brahms herb-romantisch kunstvoll variiert, wobei er aber trotzdem die Schlichtheit des alten Adventsliedes bewahrt. Der Chorklang flutete die Kirche, die Sänger realisierten besonders ausdrücklich die schmerzliche Chromatik der vierten Strophe, wo von Elend und Tod die Rede ist.

„Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt ließ Heimbeck vom Orchester begleiten, so wurde die Bitte noch fordernder und der Klang majestätischer. Heimbeck hatte auch die Originalfassung mit eingebautem Echo gewählt, der tanzende Dreiertakt schritt gemessen dahin. Und dann brach mit dem Te Deum der triumphale Klang mit den drei lang gestreckten Barocktrompeten und der Pauke herein, machtvoll und siegesfreudig. Man darf dabei nicht an die ungefähr 7000 Soldaten denken, die in der Schlacht bei Dettingen gefallen waren, für deren Sieg Händel das Werk komponiert hatte, man muss nur das Lob Gottes allein zählen lassen. Silbrig hell war der Streicherklang, deutlich unterschieden war der Klang der Engel (in Nr. 3), nämlich der Frauenstimmen, und der Himmelmächte, nämlich der tiefen Männerstimmen. Den Todesstachel (in Nr. 8) markierten die harten Bogenstriche der tiefen Streicher, während sich der Himmelsglanz im Chorglanz widerspiegelte. Bewegend war das Trio (Nr. 9), das mit der Wahl der Chorstimmen die Dreifaltigkeit symbolisiert, und dann das leis-innige Bekenntnis, dass Christus als Weltenrichter einst wiederkehren werde, was die folgenden Trompetenrufe der Sinfonia bestätigten.

Die Trompete als königliches Instrument liefert sich einen Dialog mit dem Basssolisten: Thomas Hamberger besang mit Würde und Wärme die Herrlichkeit des Christkönigs und bat um Barmherzigkeit. Luitgard Hamberger und Richard Eschlbeck waren die stilsicheren Begleitsolisten.

Die zahlreichen Zuhörer spendeten herzlichen Beifall, den die Sänger und Musiker mit der Wiederholung eines Chorsatzes quittierten.

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