Rosenheim – Felix Kramer aus Wien ist einer der jüngsten Shootingstars der Liedermacherszene, seine CD „Wahrnehmungssache“ wurde von Kritikern bejubelt. Dass er in der Rosenheimer Stadtbibliothek auftrat, ist also eine kleine Sensation und ein Beweis dafür, dass das Veranstaltungsteam der Bibliothek sich in der Szene auskennt.
Sehr selbstbewusst tritt der 25-jährige Liedermacher auf, deutlich leitet er seine kleine dreiköpfige Begleitband. Ludwig Hirsch sei einer seiner Vorbilder, wird ihm nachgesagt, und so sind seine Texte von Welten- und Liebesschmerz, melancholischer Nachdenklichkeit und Nihilismus erfüllt.
Vergebliche Lebensentwürfe enden in einem Lied mit dem resignativen Schluss: „Es is nix woan.“ Ein Liebesabschiedslied, das schwankt zwischen Mitleid und Zynismus, sagt der verblichenen Liebe: „Du musst mir nix erklärn.“ Und „manchmal ist es besser, nix zu spürn“, konstatiert der Sänger. „Es woa nix“ ist eins seiner trostlosesten Lieder. Überhaupt scheint „Nix“ sein Lieblingswort zu sein. Verlieben, verlassen, sich lieben, sich hassen: „Wenn ich dich nicht haben kann, werd ich dich doch schon vermissen“, singt er in einer verwirrend-logischen Dialektik, oder: „Es ist zu wenig, dich zu lieben, du bist zu gut, um dich zu verlassen.“ Hin- und hergerissen ist er oft in seinen Texten und es reißt Felix Kramer auch beim Spielen oft hin und her, er lebt seine Lieder vor, oft mit geschlossenen Augen dem Lied nachlauschend. Dabei sind diese Liedtexte oft von einer perfekten Geschlossenheit. Zwischendurch denkt man sich als Zuhörer: Ist diese Welt denn wirklich so traurig, sind die Liebesbeziehungen immer zum Scheitern verurteilt, ist die Liebe denn immer so kompliziert?
Hineingleiten
ins Schaumbad
Dann wird’s ein bisschen rockiger, klingt ein bisschen nach Tom Waits, wenn er singt: „Heut is alles gut!“ Musikalisch ausgefeilt sind alle Lieder, manche begleitet Felix Kramer nur mit seiner Gitarre, manchmal spielt der Pianist die gestopfte Trompete: Es ist ein wohliges Hineingleiten in das Schaumbad der Weltverzweiflung und passt gut zu Wien.
Wiener Schmäh verschenkt der junge Sänger wenig, ein paar lakonische Bemerkungen werden dankbar vom Publikum belacht. „Alles in allem – es is wahrscheinlich egal“, singt Felix Kramer: Sein Erfolg wahrscheinlich nicht.