Außergewöhnliche Sprachbilder

von Redaktion

Rührende Gedichte einer Chiemgauerin

„Als an den Fenstern/noch Eisfarne wuchsen und/Buchenscheiter im Ofen krachten, /als die Herdringe glühten und/die Mutter duftende Bratäpfel/aus dem Ofenrohr holte,/zogen wir mit Schlitten/hinaus zum Hang,/eine Handvoll Hutzeln/im Mantelsack.“ − Diese Zeilen aus dem Gedicht „Winter der Kindheit“ finden sich im neuen Lyrikband, den Elisabeth Spies soeben unter dem Titel „Sonnenglut am Horizont“ im EOS-Verlag herausgebracht hat.

Die Autorin bestätigt damit ihre Fähigkeit, eigene Beobachtungen und Erfahrungen in poetischen Sprachbildern festzuhalten. In zumeist freirhythmischer Sprache gewinnen die lyrischen Texte metaphorische Bedeutung, wenn es um die Beschreibung landschaftlicher Schönheit, meditativer Empfindung oder menschlicher Leiderfahrung geht.

Gesteigert wurde diese dichterische Kraft durch die Erfahrungen, die ihre Heirat mit dem katholischen Priester Lorenz Spies 1977 auslöste. Die Geschichte dieser Beziehung hat sie im Roman „Das Leuchten der Dunkelheit“ unter autobiografischen Aspekt dargestellt. Eindrucksvoll sind die Gedichte, die wie in „Exkommunikation“ erlittenes Leid durch sprachliche Meisterschaft zu bewältigen versuchen. Der neue Lyrikband „Sonnenglut am Horizont“ enthält auch Fotos von Skulpturen der Künstlerin Antje Tesche-Mentzen, die Aufnahme einer Skulptur Andreas Kuhnleins sowie Bilder von Renée Rauchalles.

Elisabeth Spies, 1934 in Lauingen an der Donau geboren, studierte englische Sprache und Literatur, wurde diplomierte Auslandskorrespondentin und trat in den bayerischen Staatsdienst ein. Im Dillinger Literaturwettbewerb von 1985 wurde sie mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Unterwössen.Erich Pawlu

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