Rosenheim – Wenn die Zuschauer schon dem Platzhalter Tribut zollen, wie einst das Publikum im Königlich bayerischen Amtsgericht dem Bildnis des Prinzregenten: dann ist man sozusagen eine Institution. Dann ist man, zum Beispiel, Django Asül in Rosenheim.
Dort, im ausverkauften Ballhaus, begab sich zu Beginn dies. Ein Mitarbeiter stellte auf den mit einer Husse verhüllten Stehtisch ein Glas Weißbier mit trefflicher Schaumkrone ab, und schon klatschten die Zuschauer, als sei der Mann des Abends bereits leibhaftig erschienen.
Wie auch der Prinzregent hat Django Asül etwas Verlässliches und Anheimelndes. Man nimmt Platz und weiß, es wird nicht schlimm werden, vielleicht sogar ziemlich gut (was angesichts der ins Kraut schießenden Comedy schon sehr viel ist).
Man weiß, was man hat, noch bevor er einen in seinen „Rückspiegel“ hat schauen lassen: Gut zwei Stunden Programm, begleitet von einer Halben Weizen in der ersten und einer nächsten in der zweiten Hälfte. So etwas wie einen Stammtisch mit einem überaus wortgewandten Solisten, der verhältnismäßig sanft überzeichnet wiedergibt, was er so mitbekommt in der Welt: Da steckt genügend Widersinn drin, um die Menschen immer wieder zum Lachen zu reizen. Django Asül bringt das Kunststück fertig, ein auf angenehme Weise g‘schertes Bayerisch zu reden, das noch dem Ärgsten einen geradezu heimeligen Anstrich gibt.
Mit großer Geste pendelt er zwischen Welt- und Landespolitik, mit ausgreifender linker Hand, eine Bewegung, die zum Beispiel das Ganovenhafte eines Donald Trump fast zum Bazitum veredelt. Wahlen, wieso Wahlen? „Ich hab doch gesagt, dass ich weitermach!“
Und das ist wirklich nur ganz leicht übertrieben, ebenso wie seine Gedanken über die Pkw-Maut mit ihrer Dreifach-Wirkung: Geld einnehmen, Ausländer abkassieren, Ausländer fernhalten: „Die PKW-Maut, die war doch schon Teil der CSU-DNA.“
Unfähige Bildungsministerinnen, fehlgeleitete Verkehrsminister, korrupte EU-Eliten, aggressive Autokraten, Greta Thunberg und Uli Hoeneß: Auf der Spazierfahrt durchs vergangene Jahr nimmt Django Asül sie alle ein Stückchen weit mit. Das ist durchaus erwartungsgemäß. Und zündet doch: Django Asül platziert auch seine Pointen verlässlich. Django Asül zitiert einen Zuschauer, der gefragt haben soll, ob er für die aktuelle Ausgabe ein paar Sachen geändert habe, im Vergleich zum „Rückspiegel 2018“. Das ist natürlich lustig, weil ja bekanntlich kein Jahr wie das andere ist. Andererseits… Und nirgendwo geht es so zu wie auf der Welt. So ist auch dieses Jahr wie das davor – prall angefüllt mit Bemerkenswertem und Närrischem.
Es wird ein Jahr 2021 anbrechen, es wird wohl einen Django Asül geben, und er wird womöglich dasselbe erneut machen, nur ganz anders. Es ist schön, wenn noch etwas verlässlich ist in dieser Zeit, die ansonsten aus den Fugen ist. Und wenn es der böse Kommentar dazu ist. Michael Weiser