Thalreit – Wie gelangt man nach Thalreit? Von Rosenheim und Raubling her fahrend geht es in Kirchdorf a. Inn links weg, nach Osten in Richtung Neubeuern. Aber schon kurz nach dieser Abzweigung steht ein Schild mit der Aufschrift „Thalreit“, das einem bedeutet, rechts abzubiegen.
Kurz darauf, in Richtung des Flusses Inn, erstreckt sich dann eine Ortschaft, die in puncto Sauberkeit und und Freundlichkeit sicherlich zu den markantesten in unserer Region zählt. Denn kaum fängt man an, Thalreit zu besichtigen, hält ein Autofahrer an und fragt, ob er helfen kann. Überhaupt nicht überrascht ob der Frage, wie der Ortsnamen auf bairisch lautet, antwortet er: „Doireit“. Er betont den Namensteil „reit“, weiß aber nicht genau, ob das auch stimmt, denn er ist „grod a Zuagroasda“.
Nachdenken über
die Aussprache
Betonung hin oder her, völlige Klarheit darüber, wo man sich grad befindet, erhält man durch ein großes weißes Schild, das sich an der Vorderfront eines schönen Bauernhauses befindet. In gestochener Frakturschrift heißt es hier: „Weiler Thalreit, Gde. Raubling“.
Nähere Informationen liefert freundlich und bereitwillig die Künstlerin, die diese Aufschrift getätigt hat: Franziska Taxer.
Sie hat einst das alte, etwas vergilbte Ortsschild neu bemalt, wobei sie insbesondere den Eintrag „Gde. Kirchdorf“ zu „Gde. Raubling“ verändert hat.
Im Juni 1953 wurde nämlich die Gemeinde Kirchdorf in Gemeinde Raubling umbenannt. Die Aussprache des Weilers Thalreit sei, so Franziska Taxer, „Doireit“, mit Betonung auf dem „Doi“. Angesprochen auf das Wirtshaussterben in unseren Orten weiß die Franziska Interessantes zu berichten. Tatsächlich habe es früher eine Gastwirtschaft zu Thalreit gegeben „Do, beim Demme-Wirt, ham d‘ Schiffleit eahnane Rooß ausdeischd und dann ebbas gessn und drungga“. Innaufwärts, so erfährt man aus diesen Worten, wurden die Schiffe zur Zeit der Innschifffahrt von Pferden gezogen, die in Thalreit ausgetauscht wurden.
Die Innschifffahrt soll übrigens bis 1938 angedauert haben. Keine Schande ist es, wenn weder Franziska Taxer noch der freundliche Autofahrer mit dem Element „-reit“ im Ortsnamen etwas anfangen können. Thalreit besteht nämlich zum einen aus dem standarddeutschen Wort „Thal“, das hier der Regelung des 19. Jahrhunderts entsprechend mit th geschrieben wird, zum andern aus dem bairischen „Reit“, das über das standarddeutsche „Reute“ zu „Reit“ wurde. Die genaue Namensherkunft hat Dr. Josef Bernrieder beschrieben. Der Neubeurer Namenforscher erwähnt für das Jahr 1140 die Schreibung „Talereuten“. Seine Quelle sind die „Monumenta Boica“ 6, 194.
Ein typischer
Rodungsname
Bernrieder schreibt hierzu: „Ein typischer Rodungsname des Hochmittelalters, als man sich in die Auinseln des Inns vorwagte und dort siedelte“. Thalreit bedeutet laut Bernrieder: „Rodung im Tal (und nicht auf den Hochterrassen des sogenannten Wasens)“. Somit spräche tatsächlich einiges für die Betonung des „Doi“ bei „Doireit“.