Staudach-Egerndach – Außer dem E-Piano sind auf der Bühne drei Gitarren zu sehen, von Musikern noch keine Spur. Aus dem letzten Bauerntheater stammt die Kulisse. Was wird das wohl für ein Quartett sein, das hier gleich auftritt?
Das Publikum im Gasthaus Mühlwinkel in Staudach weiß es natürlich besser: Wegen Edwin Kimmler ist es so voll, und der allein ist Herr über diese vielen Instrumente. Einschließlich der Mundharmonika, die er später noch aus der Tasche ziehen wird. Als er dann auf die Bühne kommt, ist es wie ein fröhliches Wiedersehen mit den Leuten da unten vor ihrem Weißbier. Und dann beginnt ein niederbayerisch gut gelaunter Flirt mit dem Publikum, für das er musikalische Sachen auspackt, mit denen der Uneingeweihte nicht gerechnet hat. Vom Blues kommt er, Rock hat er im Blut, Swing und Soul liebt er sowieso, auch einmal etwas von Elvis.
Zu jedem Stück hat er eine Story parat, wechselt dabei von einer Gitarre zur nächsten – und beim Stöpsel-Sortieren nervt er sich gekonnt: „Mei, die vielen Kabel, i gfrei mi immer, wenn’s hihaut!“ Dann, sozusagen unter Kennern: „Des is‘ jetzt der Nachbau einer zwölfsaitigen Stella, die gibt einen gnadenlosen Killer-Groove, da geht was!“ Bei der dann folgenden Eigenkomposition namens „Slight Heaven“ machen die Bässe der schwarzen Stella „Gambler“ auch den letzten munter – und der Applaus ist gewaltig.
Authentisch
und emotional
Seine Stimme darf man nicht vergessen: Kräftig, hell und beweglich, die schönen alten Blues-Texte zernuschelt er nicht, die kommen richtig authentisch. Ganz ohne Text ist dann seine Nummer mit der Mundharmonika, bei der er sich stampfend derartig reinhängt, dass man um den Bühnenboden fürchtet. Das Publikum stampft zurück.
Nach der Pause ist das E-Piano dran, da wird es dann auch mal balladenhaft. Der Boogie kommt zu seinem Recht und ganz hinten im Saal tanzen zwei wie selbstvergessen. Ob der Piano-Teil oder der Gitarren-Teil der Favorit war, ist letztlich egal. An diesem Abend war für jeden klar: Da oben spielt ein Vollblut-Musiker mit vollem Einsatz und Lust an der Sache. Die Zugaben waren zahlreich und Edwin versprach, wieder zu kommen. Dann wird’s wieder voll in Staudach.bov