Der „Fliegende Holländer“ vom Chiemsee

von Redaktion

„Opern amoi anders“ im Krippnerhaus in Edling – Köstliche Mundartdichtung

Wasserburg – Ohne Gesang und großes Orchester präsentierten sich die neuen „Opern amoi anders“ im Krippnerhaus in Edling. Klasse Musik gab es trotzdem und statt mit Arien und Chor wurden die oft tragischen Schicksale weltbekannter Opernfiguren in köstlicher Mundartdichtung vorgetragen.

Vorgemacht hat es Paul Schallweg (1914-1998). Der Münchner Schriftsteller und Kulturmäzen verlegte die Libretti der populärsten Opern nach Bayern und dichtete sie in Verse in Dialektform um. Auch die Heldinnen und Helden von Dr. Hans Küsters und seinem Co-Autor Max Dietrich stehen für die bayerische Lebensart. Man trifft sie in der Maxvorstadt, im Chiemgau oder sogar im fernen China. Die Handlung in „Opern amoi anders“ ist gleichgeblieben: Es geht um Liebe, Leidenschaft und Eifersucht, manchmal sogar um Mord und Totschlag. Vorgetragen wurde die inszenierte Lesung humorvoll und charmant von den beiden Autoren und Leni Böhm, die ihre Stimme den weiblichen Figuren schenkte.

Nur die Liebe
kann ihn erlösen

„Vor rund 3000 Jahr, wo China no a Kaiserreich war, da lebt Prinzessin Turandot, a ganz a Besondere, sapperlot.“ In Puccinis „Turandot“ ist Perserprinz Kalaf der Letzte in einer Reihe von Bewerbern. Wer um die Hand der Kaisertochter anhält, muss erst drei Fragen beantworten. Versagt der Brautwerber, wird er auf der Stelle geköpft. Kalaf ist der Erste, der die Rätsel lösen kann. Allerdings geht auch hier nicht alles glatt. Erst als sich seine wunderschöne Sklavin Liù für ihn opfert, kann der Kaiser die Hochzeit von Turandot und Kalaf verkünden lassen.

Vom fernen China einer längst vergangenen Dynastie ging es an den Chiemsee und in die Gegenwart. Der „Fliegende Holländer“ ist dazu verdammt, mit Schiff und Mannschaft zwischen Chieming, Gstadt und Seebruck solange hin und her zu segeln, bis er eine Jungfrau findet, die ihn liebt. Das scheint gar nicht so einfach, bis er mit einem Chiemseefischer ins Geschäft kommt. Der „Fliegende Holländer“ bietet ihm all sein Gold für dessen Tochter, die ihrerseits nicht abgeneigt ist. Aber an der Liebe kommen Zweifel auf. Das Schiff des Holländers versinkt. Die Geliebte springt ihm schließlich nach und beide tauchen wieder auf.

Die Keltenpriesterin Norma liebt den römischen Besatzungshauptmann Pollione. Obwohl sie zur Keuschheit verpflichtet ist, bringt sie heimlich Zwillinge zur Welt. Dabei hat Pollione längst eine andere. Dass diese Konstellation ein tragisches Ende nehmen musste, war klar. Nicht weniger hart schlug das Schicksal in Puccinis „La Boheme“ zu. Die Zugabe führte dann ins Ötztal zu „La Wally“, einer selten gespielten Oper von Alfredo Catalani von 1892.

Das Wasserburger „Trio Tonale“ mit Ernst Hofmann am E-Piano, Gerlinde Hofmann am Bass und Stefan Schrag am Saxofon nahm den Platz des Opernorchesters ein. Hofmann hatte die bekannten Opernthemen neu arrangiert. An die Stelle effektvoller Monumentalklänge traten Salonmusik, Jazz-Standards und zeitgenössische Impressionen. Gemeinsam mit den haarsträubenden Erlebnissen der bajuwarischen Opernhelden entstand so ein überaus kurzweiliger Unterhaltungsabend. WolfgangJaneczka

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