Der Name Staudach ist keine Seltenheit

von Redaktion

Schon in der Frühzeit Rodungstätigkeit – Landschaft geprägt von Stauden und Gestrüpp

Der Ortsname Staudach benötigt zumeist einen Beinamen. Nicht weil er so unbedeutend wäre, sondern weil er im Raum Altbayern und Österreich gleich 37-mal vorkommt!

Auch im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung befinden sich Staudach-Orte, etwa bei Feldkirchen-Westerham und bei Raubling. „Und oans bei Höslwang“, wirft Thomas Fischbacher ein, der in Staudach bei Raubling wohnt.

Den Namen der Einöde Staudach, die im Gemeindebereich Raubling liegt, erklärt Thomas Fischbacher, der bis vor kurzer Zeit als Zweiter Vorstand im Gautrachtenverband hervorgetreten ist, mit dem Bezug auf die Staudenlandschaft. Diese haben in Staudach sowohl die ersten Siedler überhaupt vorgefunden und auch seine eigenen Vorfahren, Einwanderer aus Tirol.

Einen Hinweis auf die hier erfolgte Rodungstätigkeit gibt dabei der Name des nahen Bachlaufs „Kreidenbach“, dem das Bestimmungswort „Gereut“, bairisch „Greit“, auch „Kreit“, zugrunde liegt.

Es wird wohl eine ganze Menge Stauden und Gestrüpp hier gegeben haben, ein richtiges Dickicht also, denn das mittelhochdeutsche (1050 bis 1350) Wort „stude“ = Staude wurde mit dem Kollektivsuffix -ahe, später -ach, das auf althochdeutsch -ahi beruht, kombiniert. Ähnliche Beispiele für diese Kombination sind Irlach bei Prutting oder Weidach bei Bad Feilnbach, wo es bei der Ortsgründung eine ganze Menge an Erlen, bairisch Irln, beziehungsweise Weidenbäume gegeben hat. Das Wort Ache – für einen größeren Bachlauf – spielt hier übrigens keine Rolle.

Das mittelhochdeutsche „studahe“ wurde im Laufe der Zeit zu „Staudach“, wobei aus dem langem „u“ in „stude“ und „studahe“ der Zwielaut au entstanden ist, so wie etwa „hus“ zu „Haus“ wurde.

Nicht ganz von der Hand zu weisen wäre freilich eine Namenserklärung mit dem mittelhochdeutschen Wort „stuot“, „stut“ = Herde von Zuchtpferden, Gestüt.

Den Ortsnamen „Ober- und Unterstaudhausen“ könnte man derart erklären, schreibt er sich doch im Jahre 1166 laut dem „Codex Falkensteinensis“ als „Stuthusen“.

In diesem Fall wird aber Wert auf die Unterscheidung zwischen weichem d und hartem t in „stude“ versus „stut“ gelegt. Außerdem merkt Thomas Fischbacher an, von einem Gestüt in Staudach noch nie etwas gehört zu haben. So hieß auch Staudach bei Feldkirchen in Urkunden des Klosters Schäftlarn von 1174 bis 1180 „Studach“ und „Studahe“, nicht aber „Stutahe“.

Im östlichen Teil unserer Region, im Landkreis Traunstein, befindet sich die Gemeinde Staudach-Egerndach. Auch hier ist im ersten Namen die Staude die Namensgeberin. Für 1150 ist hier demgemäß ebenfalls ein „Studahe“ belegt. Aber liegt auch hier die Kombination mit der Kollektivnachsilbe -ahe vor?

Auf der Homepage der Gemeinde wird auf die Ache, hier die Tiroler Ache, verwiesen, die an Staudach vorbeifließt. Die Silbe -ach steht auch im zweiten Gemeindenamen, nämlich Egerndach, der 1104 bis 1116 „Hohinegrede“ lautete und daher von „Egart(en)“ = Brachland hergeleitet werden kann.

Also: Eine Häufung von Stauden und sehr viel Brachland – oder Stauden und Brachland an der Ache? Beide Erklärungen sind möglich und in sich stimmig.

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