Wasserburg – Druckgrafiken stehen derzeit in der Galerie im Ganserhaus im Mittelpunkt. Dort zeigt der Leipziger Künstler Lukas Weiß meist großformatige Bilder, die in einer nicht alltäglichen Technik entstehen.
Die Ausstellung mit dem Titel „Eine Tramfahrt lang“ ist Auftakt zum Jahresprogramm 2020 des Arbeitskreises 68. Weiß widmet sich der Holzschnitttechnik, einem schon im Altertum bekannten Hochdruckverfahren.
Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert etablierte sich der Holzschnitt. Der Druckstock konnte in den typografischen Satz eingefügt werden und Bücher wurden damit illustriert. Das Blatt wurde in einem Arbeitsgang bedruckt. Weiß hat für seine Ausstellung die alte Holzschnitttechnik zu neuem Leben erweckt. Allerdings verwendet er als Druckstock statt geschnitzter Platten Eichenstabparkett. Er formt, modelliert und schneidet daraus jeweils eine Druckvorlage, die mit Offsetfarben gewalzt und auf Reispapier übertragen wird. Die so entstandenen Druckgrafiken sind Unikate. Es sind bunte Bilderwelten, gedruckt mit Parkett, die durch ihre Motive sowie durch Formgebung und Oberflächenstruktur beeindrucken. In der Ausstellung zeigt Weiß auch einige Zeichnungen und Aquarelle. Der inhaltliche Schwerpunkt aber liegt in der Druckgrafik. Für diese Arbeiten hat der Künstler unter anderem die visuellen Eindrücke und Erlebnisse beim Fahren mit den Linien der Leipziger Straßenbahn festgehalten. Die Bilder zeigen Hausfassaden und ganze Straßenzüge. Sie führen den Betrachter über die Plattenbauten der Vorstadt bis in den geschichtsträchtigen Stadtkern. Zu sehen sind dort Leipzigs Plätze und Märkte, wie sie wohl während der Fahrt beim Blick aus einem Trambahnfenster heraus wahrgenommen werden. Es sind Momentaufnahmen mit Dynamik und Bewegung, beinahe so, als könnte man das Ruckeln der Trambahn noch förmlich spüren. Weiß’ Darstellungen sind gegenständlich und zugleich abstrakt, entwickelt aus fragmentierten Druckklischees. Dennoch wirken die Ergebnisse wie aus einem Guss, trotz der unverkennbar stäbchenartigen Reliefs. Dadurch wird die „Tramfahrt“ schnell zur Traumfahrt.
Der aufmerksame Beobachter gerät in den Sog der Bilder. Fenster, Farben, Formen, Lichter rauschen vorbei. Sie formen sich zu Stadtsilhouetten und Figuren, ungewöhnlich und zugleich einzigartig.