„Mamma Mia Bavaria“ in Wasserburg

von Redaktion

Luise Kinseher verzaubert mit Charme und viel hintersinnigem Humor

Wasserburg – Liebenswürdig, hintersinnig und umwerfend charmant präsentierte Luise Kinseher ihr aktuelles Soloprogramm „Mamma Mia Bavaria“ im Festsaal des kbo-Inn-Salzach-Klinikums in Wasserburg. Damit knüpft die bayerische Kabarettistin an ihre Rolle als „Bavaria“ beim Singspiel des traditionellen Politiker-Derbleckens auf dem Nockherberg an, von der sie sich vergangenes Jahr verabschiedet hat.

Verbale
Ohrwatschn

Wer sie kennt weiß: Die Rolle einer weiblichen Symbolgestalt und weltlichen Patronin Bayerns ist ihr geradezu auf den Leib geschneidert – und wie kaum eine zweite versteht sie es, liebevoll wie treffsicher verbale Ohrwatschn auszuteilen – wie man es sich von gutem Kabarett erwartet.

Auf die Politiker habe sie, die Bavaria, keine Lust mehr. Ihnen ins Gewissen zu reden „bringt ja nix“. Ihren Markus (Söder) verstehe sie nicht mehr, der werde immer „grüner“. Auch nicht, dass er sich mit „Hubsi“ (Hubert Aiwanger) eingelassen habe, der keinen Dialekt, eher einen Sprachfehler habe: „Der versaut dem Markus doch alles.“

Lieber verschafft sich „Mama Bavaria“ einen globalen Überblick über die Entstehung Bayerns, über seine Bedeutung in der Welt heute und über die Rolle, die sie sich dabei selbst zuschreibt. So hat sie sich gerade dazu entschieden, zum siebten Mal zu reinkarnieren. Diesmal aber nicht als Wirtin, wie bisher, sondern mit dem Ziel, bayerische Ministerpräsidentin zu werden. „Irgendeiner muss ja auf meine lieben Kinderlein aufpassen.“ Außer ihr „machts ja keiner mehr – Europa nicht, Franconia nicht und auch nicht Germania, die nach America ausgewandert sei.

Die Patronin
klagt an

Dabei fühlt „Mama Bavaria“ dem bayerischen „Mia san Mia-Gefühl“ ganz schön auf den Zahn. Beklagt und „versteht“ die allgegenwärtige Orientierungslosigkeit angesichts von Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel, beklagt den Verlust von Wissen (beispielsweise über das bayerische Horoskop, in dem z.B. das Sternzeichen „Fisch“ eine „Leberkassemmel“ ist) und den Wandel in der Tradition (dass der sonntägliche Schweinebraten nunmehr mit Ingwer zubereitet wird). Sie kritisiert den Fortschritt, der zwar Gewerbegebiete und Wohnungen schafft, aber mit Flächenfraß bezahlt wird. Sie freut sich, wenn der Bäcker sein Brot mit Teiglingen zubereitet, die aber aus der Ukraine importiert werden. Gewürdigt wird von ihr der römische Einfluss auf die kulturelle Entwicklung Bayerns, ohne den es keine Opern und ihr entlehnte Gassenhauer gebe, mit einer heiteren Gesangseinlage.

Jodeln und
Gesangseinlagen

Lustig wird es vor allem, wenn sie von dem gesellschaftlichen Trend „daheim zu bleiben“ vorschwärmt, von medizinisch-technischen Erfindungen wie fluoreszierenden Hasen fantasiert oder den tieferen Zusammenhang von Kirchgang und Wirtshausbesuch „historisch“ erklärt. Auch die Kunstfiguren „Helga Frese“ und Kinsehers dauerbeschwipstes Alter Ego „Famous Mary from Bavary“ sind im aktuellen Programm vertreten, aufgelockert von gekonnten Jodel- und Gesangseinlagen. Zum Tränen lachen.

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