Rosenheim – Nach der großartigen Inszenierung „Der Zigeunerbaron“ im vergangenen Jahr, strömten zahlreiche Operettenfans ins Rosenheimer Kuko, um „Gräfin Mariza“ der Johann-Strauss-Operette Wien hautnah mitzuerleben. Freunde mitreißender Operettenmusik kamen dabei auf ihre Kosten. Dirigent Guillaume Fauchère und sein Orchester spielten fehlerfrei und lautstark die mit vielen bekannten Melodien gespickte Operette von Emmerich Kálmán. Und zwar so laut, dass dabei die Stimmen der Sänger im Hintergrund verschwanden. Außer der stimmgewaltigen Sopranistin Catarina Coresi als fidele Gräfin Mariza gelang es nur noch Graf Tassilo (Giorgio Valenta) gegen das Orchester anzusingen. Alle weiteren Arien, Duette und selbst der Chor blieben – zumindest textlich – ungehört.
Schuld an dieser Misere waren allerdings weniger die Stimmen des musikalisch ausgebildeten Operettenensembles, sondern vielmehr die mangelhafte Tontechnik, die von dem Tourneetheater selbst installiert worden war. Vier Boden- und drei hängende Bühnenmikrofone waren einfach nicht ausreichend und nicht mehr zeitgemäß.
Nichtsdestotrotz bescherte „Gräfin Mariza“ den Zuschauern einen amüsanten, unterhaltsamen Nachmittag. Das gesamte Ensemble verfügte über ausgesprochen gute schauspielerische Talente und alle Akteure passten perfekt in ihre Rollen – bis auf Felix Nikola als smarter ungarischer Kavalier und Verlobter der Gräfin Mariza Koloman Zsupán, der zudem Tassilos kesser Schwester Lisa (Da-yung Cho) den Hof machte. Denn: Das Alter sollte der Figur angemessen sein.
Die Herzen des Publikums im Sturm eroberte Joe Pechhacker als zitatfreudiger Laufbursche Panicek der Fürstin Bozena (Stefanie Kopinits). Ebenfalls großen Applaus erntete der 22-jährige Zacharias Galaviz-Guerra, der als erster Geiger nicht nur auf der Bühne, sondern während einer Umbauphase quer durch das Publikum ziehend seinen bewegenden „Komm, Zigar“ intonierte.
Gelungen waren die Bühnenbilder mit den bunten Wandmalereien von Norbert Art-Uro sowie die Kostüme und Frisuren und die flotten Choreografien der Can-Can-Tänzerinnen. Insgesamt eine sehenswerte, kurzweilige Inszenierung der Regisseurin Andrea Schwarz, mit viel Humor, voller Verve und spürbarer Leidenschaft für die Operette, die am Ende mit ehrlichem Applaus belohnt wurde.
Anmerkung am Rande – das Rosenheimer Publikum zeigte sich nicht von seiner besten Seite. Während der Ouvertüre nach der Pause vor dem zweiten Akt ratschten die Zuhörer unvermindert weiter – erst mit Öffnen des Vorhangs gingen die Plaudereien zurück.