Raubritter stürmen Gemeindesaal

von Redaktion

Laienbühne Rimsting erweckt Valentins Groteske zum Leben

Rimsting – 284 Aufführungen verzeichnet die Theatergeschichte zu der historischen Gaudi „Die Raubritter vor München“ von Karl Valentin und Liesl Karlstadt zu Valentins Lebzeiten ab 1924. Nach dem Krieg, nach Valentins Tod 1948, gab es nur noch selten Aufführungen, und Wastl Witt verkörperte damals Valentins Rolle als Wachtposten Bene. 1950 produzierte der Bayerische Rundfunk das Stück als eines seiner ersten Hörspiele; im Juni 2018 hat der Sender das Werk wieder ins Programm genommen.

Der Ententraum
und der Trommlerbua

Am bekanntesten aus dem Werk ist eine Sequenz aus dem ersten Akt: Benes „Ententraum“, in dem er einen Wurm fressen will, aber dabei vom Trommlerbua Michl geweckt wird. In Rosenheim hat die „Inntaler Bauernbühne“ das Stück 1984 unter der Regie von Marinus Brand aufgeführt, der auch den Trommlerbua an der Seite von Mitregisseur Helmut Niedermeier (Bene) spielte.

Ausverkauft war der Rimstinger Gemeindesaal schon bei den ersten beiden Vorstellungen, und das liegt wohl daran, dass Valentins Sketche – ähnlich wie die von Loriot – sowohl die Liebhaber deftiger Schenkelklopfer als auch eher feinsinnige Theaterrezipienten gleichermaßen befriedigt.

Regisseur Raimund Feichtner, Patron der Rimstinger Schauspieler-Familien, eröffnete als asthmatischer Nachtwächter das Spektakel. Als ersten von etlichen Slapstick-Gags löscht er nach drei Ausblas-Versuchen die Laterne an der Stadtmauer mit einem gezielt gespiebenen „Lungenharing“. Die bestens besetzte Rimstinger Liesl-Karlstadt-Wiedergängerin Gertraud Hauer als schelmischer Lach-Pumuckl in Uniform als Trommelbua Michl weckt anschließend zur Unzeit den amtierenden Wachposten Bene, den Andreas Wörndl in nahezu geklonter Valentin-Verkörperung darstellt.

In der Folge bietet das skurrile Stück nach dem „Ententraum“ weitere valentineske Situationskomik sowie im ersten Akt den vielfachen Auftritt der Bürgerwehr mit dem ebenso beleibten wie genervten Korporal (Thomas Feichtner) mitsamt der von Maria Landinger bestens eingespielten Bürgerwehr-Musikkapelle. Die Laienbühne hat die Truppe aus Faschings-Militärmonturen der napoleonischen Zeit kostümiert.

In diese biedermeierliche Idylle bricht plötzlich der Fuhrmann (Franz Feichnter als Wiedergänger von Helmut Schleichs Haslinger-Sepp herein und berichtet von heranstürmenden Raubrittern bei Berg am Laim. Eine Alarmierung der Truppe will ihm nicht glücken, und auch als im zweiten Akt der an der Unzuständigkeit des Wachtpostens Bene verzweifelnde Aktuar Hinterberger (Andreas Feichtner) schließlich den Hauptmann (Wolfgang Schlemer) zum Einsatz bewegen kann, ist der Ernst der Lage nicht erkennbar.

Doch das ändert sich alsbald: Schlachtengetümmel hebt an, Kanonenkugeln fliegen hin und her, die aus Schaumgummi sogar ins Publikum. Bene und Michl werden zu Sanitätern umfunktioniert, und ihre Ungeschicklichkeiten beim Abtransport eines Verletzten ziehen sich unnötig dahin zum Schlussvorhang, der den hochverdienten Applaus einleitet.

Noch drei

weitere Vorstellungen

Die „Laienbühne Rimsting“ spielt „Die Raubritter vor München“ noch am heutigen Valentinstag, Freitag, 14. Februar, sowie Samstag und Sonntag, 15. und 16. Februar, jeweils um 20 Uhr, im Rimstinger Gemeindesaal im Feuerwehrhaus. Es gibt aber nur noch wenige Restkarten an der Abendkasse.

Artikel 2 von 11